Zweimal im Jahr befragt das Meinungsforschungsinstitut Emnid im Auftrag der ARAG rund 1000 Deutsche nach ihren Zukunftserwartungen. Die aktuelle Befragung ergab – wie zu vorauszusehen war – pessimistische Antworten, in denen sich die Angst vor der Krise widerspiegelt. Gefragt wurde vor dem Hintergrund des 60. Jahrestages des Grundgesetzes auch, wie die Bürger die Zukunft des deutschen Wirtschaftssystems beurteilen. Das Ergebnis: 55,2 % sehen die soziale Marktwirtschaft durch die Finanzkrise bedroht.Dabei fällt auf, dass 62,3 % der 60-Jährigen und Älteren glauben, die anhaltende Rezession könne die soziale Marktwirtschaft nachhaltig schädigen. Bei den 30- bis 39-Jährigen äußern nur 52,6 % diese Befürchtung.
Viel Platz für Positives lässt die globale Finanzkrise nicht: Nur 4,4 % aller Befragten glauben, dass es uns in der sechzigjährigen Geschichte des Landes noch nie oder nur selten so gut ging wie heute. Überdurchschnittlich positiv sehen die Entwicklung jedoch viele Selbstständige: 10,1 % von ihnen meinen, dass es uns heute trotz der angespannten Wirtschaftslage bessergehe als früher. Nach Meinung der Emnid-Experten ist die Stimmungslage der Selbstständigen ein verlässlicher Indikator für frühe Trends, weil sie wirtschaftliche Schwankungen am schnellsten zu spüren bekommen.
Betrachtet man alle Bundesländer, so zeigt sich bei dieser Frage weniger ein West-Ost-Gefälle. Vielmehr findet sich ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Im Süden empfinden immerhin noch 8,4 Prozent die wirtschaftliche Lage bezogen auf die vergangenen 60 Jahre als gut. Im Norden sind es nur etwas mehr als halb so viele (4,3 Prozent).
Etwas mehr als ein Viertel der Deutschen, nämlich 27,0 %, sehen die wirtschaftliche Situation der Bundesrepublik mit Gelassenheit und meinen: „Seit 60 Jahren geht es in Deutschland auf und ab. Das ist doch normal.“ Die Umfragewerte zeigen, dass diese Art der Abgeklärtheit auch etwas mit dem Bildungsstand zu tun hat. Schüler und Erwachsene ohne abgeschlossene Lehre halten das Auf und Ab der Wirtschaft zu 19 bzw. 21,3 % für normal; Hauptschulabgänger mit abgeschlossener Lehre oder Menschen mit mittlerem Bildungsabschluss sehen zu 24,9 bzw. 26,7 % nichts Unnormales in einer schwankenden Wirtschaftsentwicklung. Die Befragten mit Abitur oder Hochschulabschluss meinten zu 34,6 %, dass Auf- und Abschwung in der Wirtschaft ganz normal seien. (ots/ml)