Der Rückgang der weltweiten Verkäufe von Personenkraftfahrzeugen verlangsamt sich. Die in zahlreichen Ländern ergriffenen Maßnahmen zur Stützung der Automobilbranche scheinen zu greifen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht sogar Chancen, dass der globale Absatz in den kommenden Monaten wieder Auftrieb erhalten könnte. Allerdings gibt es immer noch Regionen mit hohem Risiko und trüben Aussichten.In Europa sank der Absatz im April mit gut 1,2 Mio. Pkw um 12 % unter das Vorjahresniveau. Allerdings standen heuer durch das später gelegene Ostern für den Verkauf weniger Arbeitstage zur Verfügung. Eine deutlich umsatzsteigernde Wirkung entfalteten in Europa Umweltprämien. So schnitten im letzten Monat neben Deutschland (+19 %) vor allem Frankreich (-7 %) und Italien (-8 %) erkennbar besser ab, als Länder ohne derartige Stützungsmaßnahmen, z. B. Großbritannien (-24 %) und Spanien (-46 %). Mittlerweile hat allerdings auch die britische Regierung die Einführung einer Umweltprämie für Mitte Mai beschlossen. Ab Juli soll in Spanien der Kauf eines Neuwagens für ein Jahr mit 2000 Euro unterstützt werden.
In den USA lagen die Verkäufe im April mit 817.300 Fahrzeugen 34 % unter dem Vorjahr. Zu den Verlierern gehörten Chrysler (-48 %) und Toyota (-42 %). Der für deutsche Hersteller wichtige US-Markt könnte sich aber schon bald stabilisieren. Die US-Notenbank Fed zumindest glaubt, eine beginnende Konsolidierung des privaten Konsums in den USA zu erkennen.
In Japan lagen die Verkäufe im April mit rund 236.100 Pkw 23 % unter dem Niveau des Vorjahres. Die japanische Regierung hat zwar ein weiteres Konjunkturprogramm in Höhe von 150 Milliarden US-Dollar beschlossen, das aber wohl erst im Herbst greifen wird.
Anders China: In der Volksrepublik lag der Pkw-Absatz im vergangenen Monat bereits wieder 25 % über Vorjahresniveau. Jüngste Daten deuten auf eine Belebung der Wirtschaft hin, mit der Automobilindustrie in der Vorreiterrolle. Der Pkw-Markt profitiert dabei eindeutig von der seit Jahresbeginn geltenden Halbierung der Verkaufssteuer für Fahrzeuge mit weniger als 1,6 Liter Hubraum.
In Indien wurden im April mit 135.700 Pkw ebenfalls mehr Fahrzeuge verkauft, auch wenn der Anstieg mit 4 % weitaus weniger spektakulär ausfiel als in China. Maßgeblich für die positive Nachfrageentwicklung sind drei Konjunkturpakete der Regierung mit einem Gesamtvolumen von 3 % des Bruttoinlandsprodukts. Hinzu kommen deutlich niedrigere Zinsen. Innerhalb von sechs Monaten hat die Zentralbank die Leitzinsen um insgesamt 4 Prozentpunkte zurückgenommen.
In Brasilien wurden im April mit 224.400 Fahrzeugen 10 % weniger Fahrzeuge verkauft. Der Rückgang kam laut VDA nicht überraschend, da es im Vormonat zu massiven Vorzieheffekten gekommen war. Eine Steuersenkung für Pkw, die ursprünglich Ende März hätte auslaufen sollen, mobilisierte viele Käufer. Mittlerweile wurde die Maßnahme bis Ende Juni verlängert.
Die Pkw-Nachfrage in Russland geht jedoch weiter zurück. Im April lagen die Neuzulassungen mit 135.700 Pkw 53 % unter dem Vorjahr. Kein Wunder, denn nach ersten Schätzungen ist die gesamte russische Wirtschaft im ersten Quartal 2009 um 8 % geschrumpft. Hinzu kommt eine Inflationsrate im zweistelligen Bereich. Da die Kreditausfälle Finanzbranche mangels Transparenz noch immer nicht abzuschätzen sind, könnten weitere negative Auswirkungen in Russland bevorstehen.
Insgesamt ergibt sich ein zwiespältiges Bild der globalen Situation im Automobilmarkt. Erst in den kommenden Monaten wird sich zeigen, wie schnell sich der globale Markt tatsächlich erholen kann.
(VDA/ml)