Wer seine Immobilie verkaufen will, hat derzeit nach Meinung vieler Kenner des Immobilienmarktes gute Karten, denn die Nachfrage nach Eigenheimen ist trotz – oder gerade wegen – der Krise groß. Viele Sparer sind sich unsicher, wie sie ihr Geld längerfristig sicher und rentabel anlegen können. Enttäuschte Fonds- und Aktiensparer kehren scharenweise der Börse den Rücken und suchen nach alternativen Anlagemöglichkeiten.Weil verzinste Geldanlagen derzeit nur Magerrenditen von 2 oder 3 % abwerfen, beschäftigen sich viele mit dem Kauf einer Immobilie. Dazu tragen auch entsprechende Ratschläge zahlreicher Analysten bei, die nach der Rezession eine Inflation kommen sehen.
„Der deutsche Immobilienmarkt bietet etliche Vorzüge: Anders als in den USA oder Großbritannien bildete sich in Deutschland keine Immobilienblase, die angesichts der Krise zu platzen droht,“ charakterisiert Robert Anzenberger, Vorstand des Immobilienvermittlers PlanetHome die Situation. Die Preise entwickelten sich seiner Einschätzung nach in den zurückliegenden Jahren im Gleichklang mit dem Marktumfeld, ohne nach oben oder unten zu übertreiben. So sei es nicht verwunderlich, dass der Immobilienmarkt trotz Krise von hoher Wertbeständigkeit geprägt ist.
Verstärkt wird der wachsende Nachfrageeffekt durch die geringe Neubautätigkeit. „Der Wohnungsbau in Deutschland ist seit Jahren auf dem Rückzug“, ergänzt Anzenberger. Das Bauvolumen habe inzwischen das niedrigste Niveau in der Nachkriegsgeschichte erreicht.
Der Verkauf ist dennoch nicht ohne Tücken, die unerfahrene Eigentümer in vielen Fällen weniger erlösen lassen, als die Immobilie hergeben könnte. Ähnliches gilt auch für unerfahrene Käufer, die wiederum oft zu viel zahlen. Dabei lautet die Grundregel für beide gleich: Realistische Bewertung eines Objekts, indem man wirklich alle Faktoren in die Kalkulation einbezieht und nicht mechanisch Preisvorstellungen von ähnlichen Objekten auf das eigene bzw. das Kaufobjekt überträgt. Immobilien lassen sich nie eins zu eins vergleichen. Jedes besitzt individuelle Merkmale, oft im Sinne äußerer Faktoren, die ohne Augenschein und etwas Recherche nicht sichtbar sind, darunter Merkmale der Lage, der Infrastruktur einer Region oder auch schlicht in Form des baulichen Zustands, der technischen Ausstattung oder versteckter Baumängel. Wer hier Durchschnittspreise ansetzt – egal ob Verkäufer oder Käufer – hat oft schon verloren.
Käufer übersehen auch oft, dass Verkaufsofferten immer einen Verhandlungsspielraum beinhalten. Werden die Käufer später dann zu Verkäufern – was regelmäßig bei Immobilienanlegern der Fall ist – kann die überteuerte Immobilie nur mit einem gehörigen Preisabschlag verkauft werden, warnt Anzenberger.
Er rät dazu, erfahrene Immobilienmakler einzuschalten. Sie kennen den Markt und wissen, wie man ein Objekt realistisch bewertet und erfolgversprechend vermarktet. Dabei spiele die gezielte Kundenansprache eine ebenso wichtige Rolle wie aussagekräftige Verkaufsunterlagen und hoher Sachverstand. Nicht selten besäßen Objekte Besonderheiten, die sich auf die rechtliche Vertragsgestaltung auswirken. Viele Kaufverträge seien deshalb individuell verfasst. Um unliebsame Überraschungen auszuschließen, rät Anzenberger zu professioneller Unterstützung: „Makler haben die Pflicht, die Vertragsparteien umfassend zu beraten und für eine korrekte Abwicklung des Geschäfts zu sorgen.“
(ots/ml)