Zwei große Themen bewegen die Teilnehmer des zweitägigen Kongresses „Intelligenter Produzieren – Renaissance der industriellen Produktion“ des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), der heute endet: Forschungsbudgets und die Rezession. Die Budgets seien völlig unzureichend, wenn Deutschland Produktionsstandort Nummer 1 bleiben wolle, kritisierte am Montag VDMA-Präsident, Dr. Ing. Manfred Wittenstein. Zum Thema Rezession lieferte eine aktuelle Umfrage des VDMA Zündstoff für zahlreiche lebhafte Diskussionen.Jeder dritte Arbeitsplatz in Deutschland hängt von der Produktion ab. Deshalb reiche das Budget von 72 Millionen Euro für die Produktionsforschung des Bundesforschungsministeriums bei weitem nicht aus, kritisierte Wittenstein am Montag heftig die unzureichenden Anstrengungen der Regierung. Mehr noch: Die breitenwirksame Industrielle Gemeinschaftsforschung insgesamt müsse gestärkt und endlich die steuerliche Forschungsförderung in Deutschland eingeführt werden. Im Vergleich der Jahre 1981 und 2006 zeige sich – so Wittenstein weiter – dass der Wirtschaftssektor seine Forschungsaufwendungen um 367 % gesteigert habe, der Staat aber lediglich um 89 %. Im selben Zeitraum sei der Finanzierungsanteil des Staates an der unternehmerischen Forschung und Entwicklung drastisch von 16,9 auf 4,5 Prozent zurückgefahren worden. Wettbewerbsländer wie die USA lägen hier bei über 10 %.
Aber zu geringe Budgets für Produkt- und andere Forschung sind nicht das einzige die Branche bewegende Thema: Der Maschinenbau – das zeigen die aktuellen Zahlen – befindet sich mitten in der Rezession. Eine Erholung sei deswegen trotz wieder anziehender Frühindikatoren gegenwärtig noch nicht absehbar, mahnte Wittenstein. Erste noch vage positive Signale kämen allerdings aus China.
Die aktuelle Kapazitätsauslastung liegt laut Verband bei 72 %. Die Zahl der Beschäftigten im Maschinenbau ging zwischen Jahresanfang und April 13.000 zurück. Weitere 158.000 Beschäftigte der Branche befanden sich im März in Kurzarbeit.
Die drängendste Frage der Unternehmen lautet, auf welche Produktions- und Umsatzniveaus sie sich mittelfristig einstellen müssen und welche Konsequenzen das für ihre Produktionskapazitäten haben wird. Das geht aus der jüngsten Umfrage des VDMA hervor, die der Verband Anfang Juni unter seinen Mitgliedsunternehmen durchführte.
Ein Drittel der rund 390 Unternehmen, die antworteten, will die Krise zur strategischen Neueinstellung von Spezialisten nutzen. In mittelständischen Unternehmen mit 100 bis 250 Beschäftigten und Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern sind es sogar 40 %. 16 % der Unternehmen gehen in den nächsten Monaten sogar von einer Zunahme des Ingenieurbestandes im eigenen Unternehmen aus. Mehr als drei Viertel rechnen damit, dass die Zahl der Ingenieure sich im eigenen Unternehmen nicht verändern wird. Nur 8 % glauben, dass der Ingenieurbestand im eigenen Unternehmen in den kommenden Monaten abnehmen wird. Gut die Hälfte der Maschinenbauunternehmen (54 %) erwartet allerdings Einschnitte auch bei der Stammbelegschaft.
Relativ optimistisch fielen die Antworten der befragten Unternehmen zur Ausbildungssituation aus: 41 % der Unternehmen wollen die meisten ausgelernten Auszubildenden übernehmen, ein Fünftel sogar alle. Und in 73 % der Unternehmen wird das Lehrstellenangebot im kommenden Ausbildungsjahr konstant bleiben. (VDMA/ml)