Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA) warnt vor einer Überschätzung der positiven Wirkung einer Ausweitung der Kurzarbeitergeld-Regelung. Vorgesehen ist eine Verlängerung der Bezugsdauer auf 24 Monate und die vollständige Übernahme der Sozialabgaben nach sechs Monaten durch die BA. In einer heute veröffentlichten Studie kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass Kurzarbeit die Folgen der Krise umso weniger abfedern könne, je länger die Krise dauert.Die Autoren und IAB-Arbeitsmarktexperten Andreas Crimmann und Frank Wießner erkennen an, dass Kurzarbeit das Arbeitsmarktinstrument der Stunde ist. Sie habe immerhin erreicht, dass die Arbeitslosigkeit trotz der schweren Wirtschaftskrise bislang nur vergleichsweise gering gestiegen ist. Rechnerisch verhindern die derzeit 1,1 Millionen Kurzarbeiter durch ihren Arbeitszeitverzicht von durchschnittlich einem Drittel der vollen Arbeitszeit rund 400.000 zusätzliche Arbeitslose. Die Nürnberger Forscher sehen in der Kurzarbeit jedoch kein arbeitsmarktpolitisches Allheilmittel: „Kurzarbeit kann den Unternehmen helfen, die Krise besser zu bewältigen. Sie kann aber Arbeitsplätze nicht nachhaltig sichern, wenn dauerhafte Beschäftigungsperspektiven fehlen.“
Auch beim Thema Weiterbildung während Kurzarbeit warnen Crimmann und Wießner vor überzogenen Erwartungen: „Die Förderung ist grundsätzlich sinnvoll, kann aber nur unter bestimmten Bedingungen positive Wirkung entfalten.“ Unternehmen würden Wert auf möglichst betriebsnahe Qualifizierungen legen. Das betriebsspezifische Know-how habe den größten Nutzen wiederum am angestammten Arbeitsplatz. Sollte dieser trotz aller Gegenmaßnahmen der Krise doch noch zum Opfer fallen, werde die Beschäftigungsfähigkeit der Betroffenen durch betriebsbezogene Bildungsinvestitionen nicht wesentlich verbessert.
Die Neuregelung, dass ab dem siebten Monat Kurzarbeit auch ohne Qualifizierungsmaßnahmen die Sozialabgaben des Arbeitgebers vollständig durch die Bundesagentur für Arbeit übernommen werden, reduziere tendenziell die Neigung der Betriebe, bei lang andauernder Kurzarbeit auch längere Qualifizierungsmaßnahmen durchzuführen.
Umfangreiche Qualifizierungen dürften allerdings ohnehin die Ausnahme sein – das legen zumindest IAB-Daten aus einer repräsentativen Betriebsbefragung im Jahr 2003 nahe: Damals bildeten nur 5 % aller Betriebe, in denen kurzgearbeitet wurde, ihre Kurzarbeitenden weiter.
Die IAB-Studie steht im Internet als kostenloser Download zur Verfügung. (idw/ml)