Mittelstandspanel vermutet Trendwende im Frühjahr

Die Lage des industriellen Mittelstands sei zwar kritisch, aber die Unternehmen können sich dennoch eine Trendwende schon im Frühjahr kommenden Jahres vorstellen. Das ergab die aktuelle neunte Umfrage im Rahmen des Mittelstandspanels des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Befragt wurden die Unternehmen über die Entwicklung 2008, ihre Erwartungen für 2009 und ihre Reaktionen auf die Entwicklung in den Bereichen Absatz, Personal und Finanzierung. Zusätzlich sollten der Einfluss der Finanzkrise auf die Unternehmensfinanzierung, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die Krisenarbeit der Bundesregierung beurteilt werden.Eine Reform der Unternehmen- und Einkommensteuer und eine Vereinfachung bei der Versorgung mit Krediten und Bürgschaften – dies sind die wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die den mittelständischen Industrieunternehmen am besten durch die Krise helfen. Das ist ein Ergebnis der Frühjahrsumfrage des BDI-Mittelstandpanels 2009.

Bei der Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Lage übersteigen die Negativ-Meldungen erstmals seit Beginn der Erhebung vor vier Jahren die Positiv-Meldungen: Der Beurteilungssaldo liegt sowohl für das Frühjahr (Minus 16,5) als auch für den Herbst 2009 (Minus 20,0) deutlich im negativen Bereich. Der wirtschaftliche Abschwung hat die Industrieunternehmen fest im Griff. Erst für den Jahresauftakt 2010 zeigen sich die Unternehmen wieder verhalten optimistisch: Der Saldo der Erwartungen liegt bei positiven 4,9 Punkten.

Der Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank, Kurt Demmer, bescheinigt einem Großteil der mittelständischen Firmen nach wie vor eine relativ stabile Finanzlage. Allerdings mehren sich seinen Erfahrungen nach bei schwachen Umsätzen die Fälle, in denen sich etwa wegen Forderungsausfall Liquiditätslücken abzeichnen. Angesichts verschärfter Kreditvergabebedingungen der Banken stelle dies die betroffenen Firmen oft vor große Probleme. Es wäre aus Sicht von Sparern und Geldanlegern fahrlässig, würden die Banken derzeit Kreditwünsche nicht besonders eingehend prüfen.

Jetzt gelte es für die Firmen, konsequent alle innerbetrieblichen Liquiditätspotenziale zu erschließen sowie alternative Finanzierungsquellen zu nutzen, so Demmer weiter. Wichtig seien Verschlankung der internen Prozesse, Kostenreduzierungen, Umstrukturierung der Passivseite, Aufstockung der Eigenkapitalbasis auch durch externe Mittel.

Aus Sicht des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM Bonn), das die Studie auswertete, wird es in den nächsten Monaten bei vielen Mittelständlern zu Anpassungen beim Personalbestand nach unten kommen. Vom Abbau könnten rund 6% der Beschäftigten betroffen sein. Trotzdem versuchen insbesondere die optimistisch in die Zukunft blickenden Unternehmen, ihren Fachkräftebedarf für den nächsten Aufschwung zu sichern.

„Einige Unternehmen werden die aktuelle Krise nicht überleben“, erwartet Peter Englisch, Partner bei Ernst & Young. Es werde unweigerlich zu einer Marktbereinigung kommen. Allerdings sei die Mehrheit der Industrieunternehmen stark genug, um die aktuelle Durststrecke zu überstehen. Insgesamt habe der deutsche Mittelstand alle Chancen, zu den Gewinnern der Krise zu gehören, wenn sich die Unternehmen auf ihre Stärken konzentrieren und trotz Krise pro-aktiv neue Chancen suchen, so Englisch weiter. Die Exportorientierung erweist sich, analog zur Vergangenheit, auch für die Zukunft als potenzieller Erfolgsfaktor.

An der neunten Online-Befragung zum BDI-Mittelstandspanel haben sich in der Zeit vom 3. März bis 15. Mai über 1500 Unternehmen beteiligt. Das komplette Mittelstandspanel Frühjahr 2009 steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.

(idw/ml)