Das Vertrauen der Deutschen in alles, was mit der Finanzwelt zu tun hat, ist seit Beginn der Krise geschmolzen, wie Schnee in der Sonne. Grund: Vielen läuft beim Anblick ihrer geschrumpften Ersparnisse, Anlagen und Vorsorgepolster ein bitterkalter Schauer über den Rücken. Das Dumme an der Situation: Gerade jetzt wäre wirklich guter Rat wichtig, um wenigstens zu retten, was noch zu retten ist. Wie tief aber der Graben zwischen Kunden und Finanzdienstleistern bereits geworden ist, zeigen mehrere Umfragen renommierter Meinungsforschungsinstitute. Die fatale Folge ist der Ruf nach verstärkten staatlichen Eingriffen.So ermittelte eine gerade erschienene Meinungsstudie der GfK Marktforschung, der „Bayerische Verbrauchermonitor“, einige auch überregional gültige Trends in der Bevölkerung. Demnach sind mehr Verbraucher als früher davon überzeugt, dass Finanzen und Versicherungen strengere Verbraucherschutzgesetze erfordern. Gaben im Jahr 2007 in einer vergleichbaren Studie noch 65 % der Befragten in Bayern an, mit den bestehenden Maßnahmen zufrieden bis außerordentlich zufrieden zu sein, sank der Wert in diesem Jahr auf 45 %.
Die Verbraucher fordern aktiv Verbesserungen. Mit 52 % der Nennungen liegen Finanzen und Versicherungen auf Platz zwei der Liste der wichtigsten Handlungsfelder für den Verbraucherschutz und damit direkt hinter dem Thema „Essen und Trinken“ (60 %). Die Verbraucher sind mit nahezu allen Akteuren, die sich mit Verbraucherschutz bei Finanzen und Versicherungen beschäftigen, weniger zufrieden als vor zwei Jahren.
Bereits der erste Verbrauchermonitor im Jahr 2007 hat gezeigt, dass nach Meinung der Befragten der Staat am besten geeignet ist, den Verbraucherschutz voranzutreiben, dass aber für die Qualität der Produkte und Dienstleistungen in erster Linie Hersteller und Anbieter verantwortlich sind.
Im Umgang mit Banken sieht die Hälfte der Verbraucher eine gute, kompetente Beratung nach wie vor als elementar an. An zweiter Stelle folgen mit 39 % Seriosität, Vertrauen und Zuverlässigkeit – Aspekte, die vor zwei Jahren nur von 11 % als besonders wichtig angesehen wurden. Die Chance auf Renditen und Gewinne fällt dagegen in der Rangliste zurück. Nur 5 % der Verbraucher legen aktuell hierauf noch besonderen Wert. Für die Zukunft erwarten die Verbraucher von Finanzdienstleistern vor allem sichere Anlagen und weniger Risiko. Mit 23 % der Nennungen steht dieser Wunsch ganz oben auf der Liste der Verbraucher.
Eine etwas ältere überregionale Studie der internationalen Strategieberatung BBDO Consulting vom April dieses Jahres (wir berichteten im MittelstandsBlog darüber) kommt zu ähnlichen Ergebnissen: Als Top-5-Eigenschaften eines idealen Finanzdienstleisters nannten in der BBDO-Studie 57 % der Befragten “vertrauenswürdig und ehrlich”, 42 % “kompetent und zuverlässig”, 40 % “seriös” und 25 % “kundennah”. Neben einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis charakterisieren Kundennähe, hohe Transparenz und gute Beratung den idealen Finanzdienstleister, eine große Angebotsvielfalt halten hingegen nur 7 % der Befragten für besonders wichtig.
Entsprechend der BBDO-Studie hat das Bedürfnis, Ersparnisse für Notfälle (56 %, ein Plus von 16 Prozentpunkten) und für die Absicherung der Familie (35 %, ein Plus von 11 Prozentpunkten) bereitzuhaben, am stärksten zugenommen. Ausgaben wie z. B. für eine große Urlaubsreise werden erst einmal zurückgestellt (20 %). Zusätzlich zu günstigen Konditionen wünschen sich Kunden Zuverlässigkeit und Vertrauen bei der Beratung, persönliche Betreuung und Einfachheit der Angebote.
Finanz Journal,
ein neuer Service des MittelstandsWiki für AnlegerDem Wertewandel und den geänderten Prioritäten auf Anlegerseite werden zwangsläufig neue Produkte und Strategien der Anbieter folgen. Diese will das Finanz Journal in Zukunft kritisch begutachten und den Anlegern vorstellen. Wir werden den Markt und seine Akteure aufmerksam begleiten, auf interessante Marktumfragen und Studien hinweisen und Marktmechanismen transparent machen. Anleger werden in unserem Journal darüber hinaus Ratschläge, Tipps und neues Wissen finden. Denn eines ist klar: Die Rezepte der letzten Jahre und stilles Abnicken ohne die Angebote auch zu hinterfragen, haben sich für Anleger unterm Strich als höchst verlustträchtig erwiesen.
Angesichts dieser auffälligen Neugewichtung der Wünsche an Finanzberatungen hat MittelstandsWiki vor kurzem ein Interview mit dem Gründer des Rostocker Finanzdienstleisters MDE geführt, der bereits seit Jahren den Sicherheitsaspekt in den Vordergrund stellt.
Die Autoren der BBDO-Studie betonen, es gehe darum, das Vertrauen durch einen kompetenten, zuverlässigen und seriösen Dialog zurückzugewinnen. Insbesondere Finanzdienstleister sollten ihrer Meinung nach das Wissen um den Wertewandel nutzen, um neue Produkte und Vorsorgeprogramme für Notfälle – nicht nur für die Altersvorsorge – zu entwickeln, denn das Leben verläuft nicht linear.
(GfK/BBDO/ml)