Nur selten werden Auszubildende offiziell um ihre Meinung zur Ausbildung gebeten, obwohl diese wertvolle Hinweise für Verbesserungen geben könnten. Anders das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB): Es hat rund 6000 Azubis interviewt und die Antworten systematisch ausgewertet. Das Ergebnis ist zwiespältig. Aus Sicht der Azubis variiert die Qualität dualer Berufsausbildung beträchtlich. 53 % halten die Ausbildung für „befriedigend“ und 24 % schätzen sie sogar als „gut“ ein. Aber jeder Fünfte (21 %) hält seine Ausbildung nur für „ausreichend“. Immerhin: Lediglich jeder Hundertste (1 %) gibt seiner Ausbildung die Note „mangelhaft“.Befragt wurden Auszubildende im zweiten Ausbildungsjahr aus 15 dualen Ausbildungsberufen. Sie mussten eine Vielzahl von unterschiedlichen Qualitätsaspekten ihrer Ausbildung beurteilen.
Gefragt zu den Ausbildungsbedingungen in den Betrieben beurteilen die Azubis vor allem die Eignung und das Verhalten der Ausbilder sowie die materiellen Bedingungen (z. B. Ausstattung der Arbeitsplätze) positiv. Weniger günstig schneiden hingegen die inhaltliche und methodische Umsetzung der Ausbildung und das Lernklima im Betrieb ab. Die größten Schwierigkeiten innerhalb der Betriebe sehen die Azubis bei der Ausbildungsorganisation: Relativ selten werde der Ausbildungsverlauf genau geplant und eingehalten. Regelmäßige „Feedback“-Gespräche darüber, wie Auszubildende mit der Ausbildung zurechtkommen, finden nur in wenigen Betrieben statt.
Die Berufsschulen punkten aus Sicht der Auszubildenden vor allem mit einem guten Klassenklima. Problematisch schätzen sie allerdings die materiellen Bedingungen an den Schulen ein. Oftmals würden Werkzeuge und technische Ausstattungen genutzt, die nicht auf dem neuesten Stand seien – die Betriebe schneiden hier viel besser ab. Auch kommt das Lehrpersonal in den Berufsschulen im Hinblick auf ihre fachlichen Qualifikationen sowie ihre Fähigkeit, Lerninhalte verständlich zu erklären, nach Meinung der Auszubildenden nicht an die von betrieblichen Ausbildern heran.
Von allen untersuchten Qualitätsbereichen schneidet die Kooperation zwischen den Betrieben und Berufsschulen bei den Auszubildenden am schlechtesten ab. Die Arbeiten, die in den Betrieben auszuführen sind, werden nach Wahrnehmung der Auszubildenden „eher selten“ in den Berufsschulen behandelt. Umgekehrt haben die Auszubildenden auch den Eindruck, dass sie die schulischen Lerninhalte in den Betrieben oft nicht anwenden können. Ausbildungsprojekte, die von Betrieben und Berufsschulen gemeinsam durchgeführt werden, stellen eher die Ausnahme dar.
Ein Vergleich der 15 untersuchten dualen Ausbildungsberufe von „Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik“ bis „Medizinischer Fachangestellter“ zeigt, dass es keinen Beruf mit durchgängig guten oder schlechten Bewertungen in allen Qualitätsbereichen gibt. Bestimmte Klischeevorstellungen oder Vorurteile gegenüber einzelnen Berufen wurden nicht bestätigt. Stattdessen zeigte sich ein buntes Bild mit vielfältigen Abstufungen. Zu den Berufen, deren Ausbildungsbedingungen eher besser bzw. eher schlechter eingeschätzt werden, zählen sowohl kaufmännische als auch gewerblich-technische Berufe.
Die beiden am besten bewerteten Berufe „Bankkaufmann/-frau“ und „Industriemechaniker“ sind dem Ausbildungsbereich „Industrie und Handel“ zuzurechnen. Jedoch gibt es in diesem Bereich auch weniger günstig beurteilte Berufe wie zum Beispiel „Fachinformatiker“ und „Industriekaufmann/-frau“. Die Berufe des Handwerks – zum Beispiel „Friseur“, „Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk“ und „Maler und Lackiererin“ – liegen im mittleren und unteren Bereich. Positiv ist, dass es keinen Beruf gibt, der von der Gesamtbeurteilung her sehr schlecht abschneidet.
Weiterführende Informationen enthält die Ausgabe 9/2009 des „BIBB Report“, die ganz diesem Thema gewidmet ist. Der Report steht als kostenloser Download online zur Verfügung.
(idw/ml)