Der Mittelstand ist wieder etwas zuversichtlicher geworden und das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer für Juli weiter gestiegen. Auch die Großunternehmen schöpfen neue Hoffnung. Für die mittelständischen Unternehmen stieg der gemeinsam von der KfW Bankengruppe und dem ifo Institut berechnete Indikator um 2,4 Zähler auf -12,4 Saldenpunkte. Der Indikator liegt damit wieder oberhalb der Talsohle normaler Rezessionen.Als ermutigend bezeichnen die ifo- und KfW-Analysten, dass sich neben den bereits zum siebten Mal nacheinander gestiegenen Geschäftserwartungen vor allem die Lageeinschätzung der Unternehmen aufgehellt hat. Bei den Großunternehmen ergibt sich hier ein Plus von 4,7 Zählern, beim Mittelstand stieg die Lageeinschätzung um immerhin 3,2 Zähler.
Damit basiert das verbesserte Klima nicht mehr nur auf positiveren Geschäftserwartungen – also Spekulationen – sondern auch auf besseren Lageurteilen, die die Realität abbilden.
Die Erholung dürfte nach Ansicht der Analysten jedoch sehr heterogen verlaufen. Während sich die Situation beim Verarbeitenden Gewerbe spürbar verbessern sollte, lassen die Einzelhandelsdaten einen deutlichen Einbruch der Geschäftstätigkeit befürchten. „Vor dem Hintergrund dieser gemischten Aussichten ist weiterhin von einem eher mühsamen Aufschwung auszugehen“, glaubt Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe.
Im Gegensatz zum Mittelstand fiel der Anstieg des Geschäftsklimas bei den Großunternehmen mit einem Plus von 5,5 Zählern zwar etwas kräftiger aus, dafür deute das aktuelle Niveau von -22,4 Saldenpunkten unverändert auf eine außergewöhnlich angespannte Situation hin, warnt die KfW. Zum Vergleich: Der Tiefpunkt der vorangegangenen Rezession lag im Januar 2002 bei -18,9 Saldenpunkten.
Die großen Unterschiede zwischen den Unternehmensgrößenklassen des KfW-ifo-Geschäftsklimas lassen sich dabei überwiegend aus der unterschiedlichen Entwicklung der Lageurteile erklären. Diese fallen bei Großunternehmen weiterhin mehr als doppelt so schlecht aus wie bei mittelständischen Unternehmen (-34,0 im Vergleich zu -15,2 Saldenpunkten). Anders die Sicht auf die kommenden Monate: Die Geschäftserwartungen bei den Großunternehmen bewegen sich von nach einem weiteren starken Anstieg im Juli mit einem Saldo von nun -10,1 nahezu auf dem Niveau des Mittelstandes (-9,7 Saldenpunkten).
Ein Blick auf die Hauptwirtschaftsbereiche zeigt laut KfW, dass die positive Entwicklung im Juli vor allem von Verbesserungen im Verarbeitenden Gewerbe (+3,5 Zähler beim Mittelstand, +6,8 Zähler bei den Großunternehmen) getrieben wurde. Daneben entwickelte sich auch die Situation bei den Großunternehmen im Großhandel dynamisch (+6,2 Zähler). Das Bauhauptgewerbe sowie der Einzelhandel konnten ihre vergleichsweise gute Position gegenüber dem Vormonat behaupten.
Die Experten der KfW und des ifo-Instituts erwarten, dass sich die Erholung im Verarbeitenden Gewerbe – und hier insbesondere bei den Großunternehmen – in den nächsten Monaten fortsetzen wird.
Das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe befindet sich aktuell weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. Die Analysten der KfW erwarten jedoch, dass die Branche von der sich abzeichnenden Erholung der Weltwirtschaft überdurchschnittlich profitieren wird. Hierauf deute auch der große Unterschied zwischen den Lageurteilen (-57,0 Saldenpunkte) und den Geschäftserwartungen (-7,7 Saldenpunkte) bei den Großunternehmen im Verarbeitenden Gewerbe hin.
Das Bauhauptgewerbe, das in der zweiten Jahreshälfte stärker von den staatlichen Konjunkturmaßnahmen profitieren dürfte, sollte seine heutige Position zumindest verteidigen können, glauben die Experten. Kritisch sei die Situation dagegen beim Einzelhandel, der momentan noch vom sinkenden Preisniveau und der damit einhergehenden erhöhten Kaufkraft sowie dem bislang nur relativ moderat betroffenen Arbeitsmarkt gestützt wird. In dieser Branche bewerten mittelständische Unternehmen die Lage mit +18,6 Saldenpunkten. Die Geschäftserwartungen dagegen liegen bei -9,7 Saldenpunkten. Noch drastischer fällt die Bewertung bei den Großunternehmen im Einzelhandel aus, die ihre Lage mit +30,1 Saldenpunkten und ihre Geschäftserwartungen mit -26,1 Saldenpunkten einschätzen.
(KfW/ml)