Die Weltwirtschaftslage sei düster, aber ein Hoffnungsschimmer helle den Horizont auf, beschreiben die Experten des renommierten Beratungsunternehmens Deloitte im aktuellen Global Economic Outlook die derzeitige Lage. Von den aufstrebenden Wirtschaftsmächten in Asien könne derzeit besonders China punkten. Auch in Westeuropa deuten nach Meinung der Experten – trotz Einbruchs der deutschen Exportwirtschaft – einige Indizien auf eine positive Entwicklung hin. Ähnliches gelte für die USA, wo das Verbraucherverhalten eine sehr wichtige Rolle spiele.
Insgesamt habe sich die Lage an den Kapitalmärkten jedoch noch nicht entspannt. Das Risiko, dass die extreme Zurückhaltung der Banken bei Unternehmenskrediten die Erholung torpediert, sei hoch. Zudem könnten je nach Region Inflationsängste für neue Probleme sorgen, glauben Deloittes Analysten.
In der Eurozone hat sich der Abschwung zwar verlangsamt, und Konjunkturpakete zeigen erste Wirkungen. Doch während sich die Exportmärkte langsam stabilisieren, schwächelt der Binnenkonsum aufgrund steigender Jobangst. Die Krise hat Deutschland besonders hart getroffen, aber auch hier signalisieren Stimmungsindikatoren eine langsam steigende Zuversicht. Eine Inflation sei derzeit nicht zu befürchten, beruhigen die Wirtschaftsexperten. Problematisch sei aber weiterhin die Situation vieler europäischer Banken, die zum Teil sehr eng mit den Wirtschaften Osteuropas verknüpft sind.
Die Abhängigkeit von ausländischem Kapital gehört zu den maßgeblichen Gründen für die aktuellen Probleme Osteuropas, warnen die Deloitte-Analysten. Besonders die baltischen Staaten und Ungarn leiden unter der Krise, Polen, die Slowakei und Slowenien hingegen halten sich vergleichsweise gut. Die betroffenen Länder müssen erhebliche Summen zur Stabilisierung der Staatshaushalte aufwenden, zudem verlangt die Rekapitalisierung der Banken enorme Mittel. Das BIP der gesamten Region werde bis Ende des Jahres um etwa 3 % sinken, prognostizieren die Experten. 2010 könnte jedoch bereits eine Erholung eintreten.
In den USA machen sich die staatlichen Konjunkturspritzen in der Realwirtschaft positiv bemerkbar, doch die resultierenden Markterwartungen könnten die Zinssätze für US-Staatsanleihen langfristig in die Höhe treiben. Auch die Chinesen halten sich hier bereits spürbar mit Investitionen zurück. Entscheidend wird das Konsumverhalten der US-Verbraucher sein – und hier sind die Zeichen günstig. Damit steigt ebenfalls die Gefahr, von einer Deflation in eine massive Inflation zu rutschen.
Selbst in der Krise bleibt China die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft – aber es steht ein Wechsel an: Künftig muss das Gewicht vom Export verstärkt auf den Binnenraum verlagert werden. Zurzeit herrschen in China deflationäre Tendenzen, doch die massiven Staatsinterventionen deuten auf einen Umschwung zu Inflation. Ein Risiko stellt die Bevorzugung von Staatsunternehmen dar, die den Wandel zu einer Marktwirtschaft verlangsamt.
Auch in Indien sind nach den Wahlen die Chancen für eine erfolgreiche Krisenpolitik gestiegen. Die aktuellen Probleme reichen von sinkenden Exporten über stark inflationäre Verbraucherpreise bis hin zu leeren Staatskassen, die Indiens Kreditwürdigkeit gefährden.
Ob die massiven Staatsinterventionen weltweit für Investitionsschübe sorgen, bleibe abzuwarten, denn trotz des verfügbaren Geldes klagen Unternehmen über eine mangelnde Kreditversorgung. Ein stärkerer nationaler Fokus der Banken und eventuelle Lenkungsmaßnahmen seitens der Behörden könnten den Kreditfluss an den privaten Sektor anregen. Insbesondere in Deutschland zeige sich – so Edgar Klein von Deloitte – dass bezogen auf die Größe der Volkswirtschaft sicherlich eine weitere international tätige deutsche Großbank fehlt. Die Rückbesinnung vieler globaler Banken auf ihre Heimatmärkte führe hier zu potenziellen Versorgungslücken insbesondere beim exportorientierten Mittelstand. (ots/ml)