Die deutsche Wirtschaft wird nach Ansicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Ende des dritten Quartals um voraussichtlich 0,8 % gegenüber dem Vorquartal gewachsen sein. Damit reiht sich das heute veröffentlichte DIW-Konjunkturbarometer in die wachsende Gruppe der Prognosen ein, die ein baldiges Ende der Rezession vorhersagen. Für eine generelle Entwarnung sei es aber noch zu früh, glaubt das Berliner Institut.Der Zuwachs von 0,8 % im dritten Quartal gleicht zusammen mit dem Zuwachs aus dem zweiten Quartal, in dem die Wirtschaft um 0,3 Prozent gewachsen war, voraussichtlich bereits knapp ein Drittel des Produktionseinbruchs aus den ersten drei Monaten des Jahres wieder aus. Bestätigt sich diese Entwicklung, so wäre laut DIW für 2009 insgesamt auch eine Schrumpfung von weniger als 5 % möglich.
„Trotz der Aufwärtsentwicklung ist es für eine generelle Entwarnung aber noch zu früh“, warnt DIW-Konjunkturexperte Stefan Kooths. Die zuvor „rabenschwarzen“ Erwartungswerte hätten sich nunmehr zwar etwas aufgehellt, Tageslicht sehe aber anders aus. Dass die Unternehmen mit keiner weiteren Verschlechterung mehr rechnen, sei angesichts der erreichten Tiefststände noch kein Befreiungsschlag, gibt Kooths zu bedenken. Die konjunkturelle Lage bleibe zunächst noch sehr angespannt. Der DIW-Experte warnt deshalb auch eindringlich, dass die Gefahr steigender Arbeitslosigkeit mit jedem Monat wachse, in dem die Produktion nicht kräftig anzieht.
Mit einem Anstieg der Wertschöpfung um 2 % trägt laut DIW-Konjunkturbarometer die Industrie (ohne Bauwirtschaft) am stärksten zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum bei. Das ist zwar der erste Zuwachs seit eineinhalb Jahren. Gleichzeitig ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Wirtschaftsleistung der Industrie in den vorangegangenen 18 Monaten um über 23 % geschrumpft war. Zwar weisen die Bestelltätigkeit und auch Stimmungsindikatoren zuletzt deutlicher nach oben, jedoch ist die Trendumkehr an den Produktionszahlen der Industrie bislang deutlich weniger ausgeprägt.
Die Bauwirtschaft zeigt im dritten Quartal ein zweigeteiltes Bild: Einer sinkenden Aktivität im Wirtschafts- und Wohnungsbau stehen die expansiven Wirkungen der Konjunkturpakete für die öffentliche Bautätigkeit gegenüber.
Die öffentliche Hand habe derzeit allerdings nur einen Anteil von gut 12 % an den gesamten Bauinvestitionen in Deutschland, warnt das DIW. Nach derzeitiger Einschätzung des Instituts dürften im dritten Quartal die dämpfenden Kräfte leicht überwiegen und die Wertschöpfung der Bauwirtschaft um 0,3 % geringfügig schrumpfen.
Für den Bereich Handel, Gaststätten und Verkehr deutet sich laut DIW ein Wachstum von 0,5 % an. Allerdings ist die Entwicklung aufgrund der Verwirbelungen, die durch das Auslaufen der Abwrackprämie hervorgerufen werden, besonders schwer einzuschätzen, da mögliche Vorzieh- und Verdrängungseffekte die Dynamik um die Jahresmitte herum besonders stark beeinflussen dürften.
Für die übrigen Dienstleistungsbereiche „Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister“ sowie „Öffentliche und private Dienstleister“ zeichne sich ein Wachstum von 0,4 bzw. 0,2 % ab, prognostizieren die Berliner Experten.
(DIW/ml)