Einerseits Optimismus, andererseits gesunde Vorsicht verbreitete der Bankenverband bei der Vorstellung des Konjunkturberichts für August. Rein rechnerisch sei die Rezession in Deutschland zwar beendet; ihre Folgen für die deutsche Wirtschaft seien allerdings noch lange nicht überwunden, lautete die Botschaft der Banker. Die Erholung beruhe vor allem auf den kräftigen Impulsen der Konjunkturmaßnahmen und darauf, dass die Unternehmen ihre Lagerbestände wieder auffüllten.Aber beides stehe noch nicht für eine stabile und robuste Entwicklung, warnte Dr. Hans-Joachim Massenberg, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands. Zudem werde selbst bei günstigen Annahmen das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr nur einen sehr kleinen Teil des außergewöhnlich starken Produktionseinbruchs aus dem vergangenen Winterhalbjahr ausgleichen. Überkapazitäten und weiter steigende Arbeitslosigkeit würden der deutschen Wirtschaft deshalb auch in den kommenden Monaten stark zu schaffen machen. Zudem drohe in den kommenden Monaten ein starker Anstieg der Unternehmensinsolvenzen. Die wirtschaftlichen Aussichten für das kommende Jahr blieben daher nach wie vor recht verhalten.
Mit der zurzeit negativen Inflationsrate sowohl in Deutschland als auch im Euro-Raum sind laut Massenberg keine Deflationsgefahren verbunden. Der Rückgang des Verbraucherpreisindex wäre vielmehr ein kurzzeitiges Ereignis, denn bereits im Herbst sei wieder mit einer Teuerungsrate im positiven Bereich zu rechnen. Die Sorge vor einer dann womöglich kräftig steigenden Inflationsrate wollte Massenberg allerdings ebenfalls nicht teilen, denn: „Der Europäischen Zentralbank stehen genügend Instrumente zur Verfügung, mit denen sie den Banken Liquidität entziehen kann, sobald sich der Geldschöpfungsprozess im Finanzsektor wieder beleben sollte.“
Die bisherige Stabilitätspolitik der Europäischen Zentralbank und ihre politische Unabhängigkeit würden keine Zweifel aufkommen lassen, dass diese Instrumente zum erforderlichen Zeitpunkt auch eingesetzt werden. Darüber hinaus verwies Massenberg auf die unterausgelasteten Produktionskapazitäten und die steigende Arbeitslosigkeit: „In einem solchen Umfeld sind die Möglichkeiten der Unternehmen für Preiserhöhungen sowie der Tarifparteien für hohe Lohnsteigerungen eng begrenzt.“
Der Konjunkturbericht steht als kostenloser Download online zur Verfügung.