Dass die derzeitige Rezession von den Bundesbürgern so gelassen aufgenommen wird, ist ganz wesentlich der umfangreichen Nutzung der Kurzarbeit durch die Unternehmen zu verdanken. Die Menschen spüren, dass die Unternehmen ihre Mitarbeiter halten wollen. Vermutlich finden deshalb wirtschaftsfeindliche Parolen vom linken und rechten Rand der Gesellschaft derzeit noch wenig Gehör. Aber die Kurzarbeit ist kein kostenloses Geschenk der Politik, wie viele Beschäftigte glauben: Die betroffenen Betriebe zahlen 2009 aus der eigenen Tasche für Kurzarbeit voraussichtlich zwischen 4,2 und 6,2 Milliarden Euro. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.Die Kosten für die Betriebe hängen nicht zuletzt von der Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge durch die Bundesagentur für Arbeit ab. Bietet ein Unternehmen während der Kurzarbeit Weiterbildungen an oder dauert die Kurzarbeit bereits länger als sechs Monate, werden die auf die Kurzarbeit entfallenden Sozialversicherungsbeiträge voll erstattet. Selbst in diesem Fall verbleiben dem Unternehmen für die ausgefallene Arbeitszeit laut IAB-Studie aber noch durchschnittlich 24 % der Personalkosten, beispielsweise durch den Urlaubsanspruch der Kurzarbeiter und andere Lohnnebenkosten. Bei Kurzarbeit bis zu sechs Monaten ohne Weiterbildung übernimmt die Bundesagentur für Arbeit nur die Hälfte der Sozialversicherungsbeiträge. Dann muss der Betrieb im Durchschnitt sogar 35 % der Personalkosten für die ausgefallene Arbeitszeit selbst tragen. Wenn die Betriebe aufgrund tariflicher Vereinbarungen Zuschüsse zum Kurzarbeitergeld an ihre Beschäftigten zahlen, sind die Kosten noch höher – im Extremfall kann der Wert dann bei 48 % der Personalkosten liegen.
Diese sogenannten „Remanenzkosten“ seien der Preis, den die Betriebe für das Halten ihrer eingearbeiteten Belegschaften zahlen, erklären die Autoren der IAB-Studie, Hans-Uwe Bach und Eugen Spitznagel. Alternativ müssten Unternehmen Mitarbeiter entlassen, in vielen Fällen Abfindungen zahlen und im nächsten Aufschwung neue Mitarbeiter suchen. Die dadurch entstehenden Kosten werden von Personalmanagement-Experten bei gering Qualifizierten auf 7000 Euro und bei Qualifizierten auf 32.000 Euro geschätzt.
Das IAB prognostiziert in der Studie rund 1,1 Millionen Kurzarbeiter im Jahresdurchschnitt 2009. Entsprechend den bisherigen Beobachtungen würden dabei im Mittel 38 % der normalen Arbeitszeit ausfallen. Bei einer durchschnittlichen Jahresarbeitszeit von 1500 Stunden wären das rund 630 Millionen Ausfallstunden im Jahr 2009. Die Remanenzkosten würden in der Regel rund 7 bis 10 Euro pro Stunde betragen. In der Summe errechnen die Autoren der Studie Kosten in Höhe von 4,2 bis 6,2 Milliarden Euro für die Betriebe. Dies entspreche 0,4 bis 0,6 % der gesamtwirtschaftlichen Brutto-Lohn- und Gehaltssumme.
„Die finanziellen Lasten der Kurzarbeit tragen also nicht nur die Bundesagentur für Arbeit und die Kurzarbeiter, sondern auch die Betriebe“, bilanzieren die Arbeitsmarktforscher.
Die IAB-Studie steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.
(idw/ml)