Lange Zeit mussten die Sparkassen als vermeintliche „Provinzler“ die Häme der international agierenden Großbanken ertragen und sich sogar gegen Vorwürfe der Europäischen Kommission wehren, sie würden die Finanzmarktintegration ausbremsen – bis sich die Sparkassen in der weltweiten Wirtschaftskrise als unerwartet stabiler Faktor erwiesen. Diese Rolle fand jetzt in einer Publikation des Instituts Arbeit und Technik (IAT) der Fachhochschule Gelsenkirchen eine erste wissenschaftliche Würdigung. Der Autor der Studie, Dr. Stefan Gärtner, weist nach, dass gerade regionale Banken, die die Kapitalmobilität bremsen und ihren Kunden über langfristige Beziehungen verpflichtet sind, Finanzmärkte stabilisieren.
Standen Sparkassen lange Zeit in der Kritik der Europäischen Kommission, als regional begrenzt agierende Akteure die Binnenmarktideologie und Finanzmarktintegration zu behindern, so zeichnet sich seit der Finanzkrise auch auf europäischer Ebene ein Umdenken ab. Erstmalig hinterfragte der Januar 2009 vorgelegte European Financial Integration Report der Europäischen Kommission die bisherige Philosophie.
Dass Sparkassen trotz ihrer kleinen Betriebsgrößen und der – aufgrund regional ausgerichteten Kreditportfolios – höheren Klumpenrisiken erfolgreich sind und zu einer Finanzmarktstabilisierung beitragen, lässt sich u. a. auf Faktoren wie geografische bzw. mentale Gemeinsamkeiten und Verantwortung für Mitarbeiter sowie die Region zurückführen, also Faktoren, die mit den Analyseinstrumenten der Großbanken und Ratingagenturen nicht eingefangen werden können.
Die Finanzkrise bietet nach Meinung Gärtners die Chance, fernab der traditionellen Dogmen eine Diskussion über die gesellschaftliche und regionale Verantwortung von Unternehmen zu führen. Sparkassen könnten seiner Ansicht nach nicht nur Anregungen für die europäische Regionalentwicklung liefern, sondern auch für die Architektur stabiler Finanzmärkte.
Die englischsprachige Version der Studie steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.
(idw/ml)