Im Juni 2009 weist die Nielsen Nutzerstatistik für Twitter 1,8 Millionen Nettonutzer (Unique Audience) in Deutschland aus. Damit hat sich die Anzahl derer, die die Website des Dienstes von zu Hause aus oder auf der Arbeit mindestens einmal im Monat anklicken, seit April dieses Jahres fast verdoppelt. Betrachtet man die Nutzung unter demografischen Aspekten, zeigt sich zunächst, dass Frauen mit 54,1 % in der Nutzerschaft im Juni häufiger auf Twitter vertreten waren als die männlichen Twitterer. Nach ihrem Alter aufgeschlüsselt waren es die Nutzer zwischen 25 und 34 Jahren, die – gemessen an ihrem Anteil an allen aktiven Nutzern – überproportional Twitter nutzten.
Die Nielsen Statistik schlüsselt darüber hinaus auf, auf welchem Weg die Nutzer zu Twitter gelangen. Rund 1,5 Millionen Nettonutzer geben nicht direkt die URL in ihr Browserfenster ein, sondern finden über andere Internetseiten zu Twitter. Besonders viel Traffic wird von Google generiert. Damit stellt sich die Frage, ob es sich bei den Nutzern um regelmäßige Besucher handelt, denn denkbar ist auch, dass ein Teil der Nutzerzahlen nur aus kurzfristigem Interesse an bestimmten Themen oder erhöhter medialer Aufmerksamkeit resultiert.
Die Loyalitätsanalyse der Nielsen Zahlen zeigt, dass 35,7 % der Nutzer des Vormonats im Juni erneut Twitter besuchten. Anders herum betrachtet, waren lediglich 27,2 Prozent der Juni-Nutzer bereits auch im Mai auf Twitter-Website. Ein Großteil der Besucher im Juni scheint also Twitter neu für sich entdeckt zu haben. Ein weiteres Indiz liefert die Anzahl der Besucher (Visits): Im Juni waren 71,1 % der Nutzer nur einmal auf der Website. Lediglich 14,8 Prozent der Nutzer waren mindestens dreimal auf der Twitter-Website unterwegs.
Trotz des enormen Interesses scheint die Nutzung von Twitter im Juni bei vielen Nutzern also eher flüchtig und wenig intensiv gewesen zu sein. Dafür spricht auch die auf der Website verbrachte Zeit: Im Vergleich zu anderen sozialen Netzwerken wie Facebook oder Wer-kennt-wen, weist Twitter eine deutlich geringere Nutzungsdauer auf. Lediglich 6,5 % der Nutzer verbrachten im aktuellen Monat mehr als 30 Minuten auf Twitter. Bei Facebook beträgt der Anteil dieser Nutzer 31,8 %. Auf Wer-kennt-wen verbrachten im Juni sogar 43,8 % der Nutzer mehr als eine halbe Stunde. Dieses Ergebnis ist selbstverständlich auch darauf zurückzuführen, dass das Verfassen der 140-Zeichen-Tweets darauf ausgerichtet ist, schnell und in Echtzeit zu kommunizieren und damit weniger Zeit in Anspruch nimmt als die Kontaktpflege über andere soziale Netzwerke.
Die Nielsen Nutzerstatistik basiert auf einem Nutzerpanel, das die Internetnutzung in Deutschland Monat für Monat repräsentativ abbildet. Aktuell zeichnet die Analyse der Daten für Twitter ein vielschichtiges Bild: Auf der einen Seite stehen das enorme Interesse und der Zuwachs der Nutzerzahlen. Auf der anderen Seite statteten die Nutzer Twitter nur wenige Besuche ab und viele Nutzer des Vormonats sind nicht wieder zurückgekehrt.
Zugleich werden aber auch kurze Besuche durch die einfache Bedienbarkeit und die Schnelligkeit von Twitter begünstigt. Bei unvorhergesehenen Ereignissen mit hohem Nachrichtenwert kommen diese Eigenschaften dem Microblogging-Dienst zugute und generieren hohe Aufmerksamkeit.
(ots/ml)
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