Videospiel-Branche wächst trotz Krise

Die Rezession scheint der Videospiel-Industrie nicht viel anhaben zu können: Im laufenden Jahr werden die Deutschen für Spiele-Software und Online-Games (einschließlich Microtransaktionen) voraussichtlich rund 2,1 Milliarden Euro ausgeben und damit gut 5 % mehr als 2008. Das prognostizierte zumindest das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) am Montag auf der Branchenmesse „Gamescom 2009“ in Köln.Bis 2013 dürfte der deutsche Markt sogar auf knapp 2,6 Milliarden Euro wachsen. In dieser Summe sind laut PwC gut 120 Millionen Euro enthalten, die Spielehersteller durch Werbung innerhalb der Spiele („In-Game-Advertising“) erlösen dürften.

„Videospiele werden dank neuer Spielkonzepte und -plattformen für immer mehr Zielgruppen attraktiv.“ Das zeige sich insbesondere an den Zuwächsen im Bereich der Spiele für Mobiltelefone, argumentiert Frank Mackenroth von PwC. Er ist überzeugt: „Mobiltelefone mit hochauflösenden Displays und schnelle Übertragungsraten im UMTS-Netz begeistern auch Menschen für das Spiel zwischendurch, die am PC nie spielen würden.“

Der internationale Vergleich zeigt, dass der deutsche Markt ohnehin noch Wachstumspotenzial bietet. So ist der Umsatzabstand zu den führenden europäischen Spielemärkten Großbritannien (geschätzter Umsatz 2009: 3,6 Milliarden Euro) und Frankreich (gut 2,8 Milliarden Euro) deutlich. Zumindest bis 2013 wird sich nach Einschätzung des Beratungsunternehmens diese Rangfolge auch kaum ändern. Während die PwC-Experten für Deutschland ein jährliches Plus von 5,8 % erwarten, prognostizieren sie für Großbritannien und Frankreich Zuwächse von 7,5 % beziehungsweise 6,8 %. Der westeuropäische Markt insgesamt dürfte in diesem Zeitraum um 7,0 % zulegen.

Software für Playstation, Xbox, Wii, sowie andere stationäre und mobile Konsolen bleibt auf absehbare Zeit die wichtigste Erlösquelle der westeuropäischen Videospielbranche. Zwar bleibt das Umsatzplus mit durchschnittlich 6,2 % bis 2013 hinter den Wachstumsraten im Segment der Onlinespiele (11,6 %) und „Wireless Games“ (10,5 %) zurück. Auf Spiele für die Konsole entfallen mit geschätzt 9,8 Milliarden Euro jedoch auch in fünf Jahren noch 61,6 % der Konsumentenausgaben in Westeuropa (2008 waren es 63,3 % bzw. 7,3 Milliarden Euro).

Die Erlöse aus dem Verkauf von Onlinespielen beziehungsweise den verbundenen Abo-Gebühren werden im gleichen Zeitraum von knapp 1,7 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf voraussichtlich 2,9 Milliarden Euro steigen, die Umsätze im Bereich der „Wireless Games“ von knapp 1,5 Milliarden auf 2,4 Milliarden Euro. Demgegenüber wird der heimische PC als Spielmaschine mit einem Umsatzrückgang von 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf nur noch knapp 1,7 Milliarden Euro im Jahr 2013 an Bedeutung verlieren. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass am PC viele Online-Games gespielt werden, die den Herstellern vor allem durch laufende Gebühren Umsätze bringen.

Auf dem deutschen Spielemarkt wachsen die Online-Erlöse in den kommenden Jahren zwar ebenfalls stark um durchschnittlich 11,4 %. Mit einem Umsatz von geschätzt 265 Millionen Euro liegt Deutschland im Jahr 2013 jedoch weit hinter den europäischen Marktführern. In Großbritannien geben Online-Computerspieler dann voraussichtlich rund 848 Euro aus und in Frankreich rund 516 Millionen Euro. Selbst in den Niederlanden wird der Online-Umsatz mit 353 Millionen Euro deutlich höher sein als in Deutschland.

Da Videospiele durch die Kopplung an das Internet laufend verändert werden können, etablieren sie sich als attraktive Plattform für die Werbewirtschaft. „Bislang ist Werbung in Computerspielen meist statisch – eine einmal programmierte Anzeige, die im Spielverlauf auftaucht, kann weder gelöscht noch verändert werden. In Online-Spielen lässt sich Werbung hingegen aktualisieren. Dies eröffnet vollkommen neue Möglichkeiten. Beispielsweise können Unternehmen den Spieleproduzenten Geld dafür zahlen, dass Schlüsselcharaktere im Spiel bestimmte Autos fahren oder stets mit dem aktuellsten Handymodell telefonieren“, erläutert Mackenroth.

Im vergangenen Jahr erlöste die Spielebranche durch sogenanntes „In-Game-Advertising“ in Westeuropa 262 Millionen Euro. Bis 2013 erwarten die PwC-Experten ein durchschnittliches Wachstum von 14,9 % auf dann 526 Millionen Euro.

(ots/ml)