Erwartungen der deutschen Logistikwirtschaft steigen

Das Klima in der deutschen Logistikwirtschaft hat sich zu Beginn des zweiten Halbjahres verbessert. Der BVL/DIW Logistikindikator stieg entsprechend stark um über 20 Punkte. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW) ist das die kräftigste jemals innerhalb eines Quartals gemessene Steigerung. Zwar liegt der Index mit 82,6 Punkten weiterhin erheblich unter der Normallinie (100 Punkte), aber der Trend zeigt wieder aufwärts. Ursache ist eine deutlich gestiegene Erwartungshaltung für die nächsten zwölf Monate. Der entsprechende Wert legte um fast 23 Punkte zu und steht derzeit bei 109 Punkten.Aufgrund der schwachen Einschätzung der aktuellen Lage (Zuwachs um nur 6 Punkte auf 56 Punkte), ist es nach Meinung des DIW aber noch zu früh, bereits auf eine kräftige Erholung zu schließen.

Die größte Klimaverbesserung signalisierte die Anbieterseite (Logistikdienstleister): Der entsprechende Teilindikator stieg um gut 20 Punkte. „Dazu hat vor allem die Stabilisierung der Auftragseingänge beigetragen, die sich in der Frühjahrsumfrage noch im freien Fall befanden“, erläutert Stefan Kooths vom DIW die Besserung. An der überwiegend als schlecht eingeschätzten Kapazitätsauslastung habe sich damit aber kaum etwas ändern können. Die Pläne für die nächsten 12 Monate weisen weiterhin in Richtung Kapazitätsrückbau, sowohl beim Personal, als auch bei den Sachkapazitäten. Offenbar reiche die erwartete bessere Geschäfts- und Auftragslage in der nahen Zukunft nicht aus, um die bestehenden Kapazitäten auszulasten.

Auf der Anwenderseite (Industrie und Handel) liegen die Erwartungen binnenwirtschaftlich und grenzüberschreitend im positiven Bereich, doch die Schere zwischen Erwartungen und Lage hat sich laut DIW weiter geöffnet. Während die Lage mit einem Indexstand von 65,5 Punkten nochmals schlechter eingeschätzt wurde als im Vorquartal (Rückgang um 8 Punkte), haben sich die Erwartungen erholt und liegen mit 112,5 Punkten deutlicher im positiven Bereich (Anstieg um gut 24 Punkte). Erstmals seit Beginn der Befragung wird die Auslastung der eigenen Logistikkapazitäten jedoch niedrig eingeschätzt. Die im Markt verfügbaren Kapazitäten gelten weiter als hoch und bestätigen die schlechte Lagebeurteilung der Logistikdienstleister. Ein Abbau der Sachkapazitäten ist zwar – anders als noch im Vorquartal – nicht geplant, jedoch weisen die Erwartungen hinsichtlich des Personaleinsatzes immer noch deutlich nach unten.

„Die Krise ist damit sicher noch nicht überwunden, aber die Auftragseingänge steigen und die Produktion wird wohl in absehbarer Zeit vielerorts wieder anziehen“, glaubt Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik. „Damit könnte die Talsohle erreicht sein und eine Stabilisierung der Wirtschaft auf niedrigem Niveau beginnen.“ Allerdings unterscheide sich das Bild von Branche zu Branche. Die weitere Entwicklung des Arbeitsmarktes werde zudem spürbare Auswirkungen auf die Binnenkonjunktur, und damit auch auf die Logistik haben, warnt auch Klinkner vor zu früher Euphorie. Immerhin setze aber die Logistikwirtschaft trotz Konjunkturkrise wieder verstärkt Mittel für Innovationen ein.

(DIW/ml)