Jeder Deutsche verfügt im Schnitt über sechs verschiedene Versicherungspolicen. Doch schon in wenigen Jahren könnten diese Policen von einer einzigen Vorsorgeversicherung für jeden Lebensabschnitt abgelöst werden. Das ergab eine Expertenrunde zur Zukunft der Versicherungsbranche, die das renommierte internationale Beratungsunternehmen Steria Mummert veranstaltete. Die Experten gehen davon aus, dass künftig immer mehr Einzelpolicen aus den verschiedenen Versicherungssparten zu einem einzigen Produkt verschmelzen werden, das den Kunden eine Komplettabsicherung bietet.Erste Ansätze dazu seien bereits in Form von Bündelprodukten – etwa für die Absicherung der älteren Generation – erkennbar, so die Experten. Acht von zehn für Versicherungsprodukte zuständige Manager von Versicherungen gehen davon aus, dass bereits bis zum Jahr 2011 solche Produktpaketlösungen deutlich zunehmen werden.
„Ziel ist es, Komplettangebote zu entwickeln, die den Kunden die richtige Absicherung zur richtigen Zeit bieten“, erläutert Herbert Oberländer von Steria Mummert den Trend. „Denn gerade bei absehbar knapper werdenden finanziellen Mitteln für die Vorsorge ermöglichen solche One-Insurance-Produkte dem Kunden, im jeweiligen Lebensabschnitt unterschiedliche Akzente zu setzen.“
Aber natürlich profitieren auch die Versicherer davon. Sie haben zurzeit mehr als 440 Millionen Verträge in ihren Beständen. Komplettpakete würden den Verwaltungsaufwand pro Kunde erheblich reduzieren. Ganz ohne Schwierigkeiten dürfte die Umstellung für die Versicherungskonzerne dennoch nicht ablaufen: Die noch vorhandene klare Trennung einzelner Sparten muss dazu erst einmal aufgehoben und der Fokus wesentlich stärker als bisher auf individuelle Kundenbedürfnisse gelegt werden. Das wird nicht allen in der Branche gefallen und so manche Personalie nach sich ziehen.
Erste Schritte auf dem Weg hin zu Rundum-Schutz-Versicherungen haben die Anbieter dennoch bereits unternommen. Ihr Blick richtet sich dabei derzeit vor allem auf die über 50-Jährigen. Bündelprodukte für die Bedürfnisse dieser Generation beinhalten beispielsweise eine private Pflegeversicherung, Rechtsberatung, zusätzliche Rentenversicherungen bis hin zum Sterbegeld. Für Berufsanfänger oder junge Familien befinden sich entsprechende Angebote allerdings noch in den Kinderschuhen. „Wenn sich die Bündelpolicen aber in so raschem Tempo weiterentwickeln wie bisher, ist es durchaus realistisch, dass die ersten echten One-Insurance-Produkte bereits in den nächsten fünf Jahren auf den Markt kommen“, so Oberländer.
(ots/ml)