Wie heute Nacht bekannt wurde, entwendeten Unbekannte dem Finanzdienstleister AWD Daten von mindestens 27.000 seiner Kunden. So viele Datensätze erhielt zumindest die Redaktion des NDR auf nicht offiziellem Weg zugespielt, wie der Hörfunksender der Presse mitteilte. Diese Datensätze enthalten Kundennummer, Adresse, Telefonnummer, Berufsbezeichnung, Geburtstag und die Vertragsabschlüsse. Unter anderem ist daraus ersichtlich, welche Kunden eine Lebensversicherung abgeschlossen haben und wie viel Geld sie angelegt haben.Zusätzlich gibt der Datensatz Auskunft über die Laufzeit der Verträge. Ein großer Teil der Verträge ist nach wie vor gültig. Wie die Informationen in Umlauf geraten konnten, ist unklar. Ein AWD-Sprecher bestätigte, dass es sich um Daten seines Unternehmens handelt. Zu weiteren Angaben sah sich das Unternehmen noch nicht in der Lage. Aus dem Umfeld des Finanzdienstleisters hieß es jedoch, dass nur hochrangige Mitarbeiter Zugriff auf eine derart große Menge an Datensätzen hätten. AWD hat mittlerweile Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.
Der Landesbeauftragte für den Datenschutz in Niedersachsen, Joachim Wahlbrink, hat mitgeteilt, dass AWD ihn bereits über den Vorfall informiert hat. Sollte es sich bestätigen, dass die Daten direkt aus der Firma kamen und nicht etwa durch ein Call-Center in Umlauf gebracht wurden, dann sei dieser Fall von besonderer Bedeutung.
Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, der SPD-Politiker Edathy, betonte gegenüber NDR Info, jedes Unternehmen, das sensible Daten besitze, müsse entsprechend verantwortungsvoll damit umgehen. Er könne nur an die Wirtschaft appellieren, Datenschutz nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Edathy forderte die AWD-Spitze auf, aus dem jüngsten Vorfall entsprechende Konsequenzen zu ziehen.
Stellungnahme des AWD (16,10,2009, ca. 9:30):
Zum NDR-Bericht über eine angebliche Datenpanne stellt der AWD fest:
„Bei den uns vom NDR vorgelegten Daten gibt es in Hinblick auf Authentizität von Stammdaten und Kundenummern Zweifel. So sind zahlreiche der uns übermittelten Kundendaten veraltet oder nicht mehr existent. Die jüngsten der uns übermittelten Daten stammen aus dem Jahr 2001, die Mehrzahl aus den 90er Jahren. Auch die Mehrzahl der uns genannten Büros existiert aktuell nicht mehr.
Es sind keine sensiblen Daten im Sinne des Datenschutzes in den vorgelegten Daten, insbesondere keine Konto- oder Bankverbindungen der Kunden, dies hat uns das Landesamt für Datenschutz bestätigt. Entschieden treten wir dem vom NDR erweckten Eindruck entgegen, hier handele es sich um sensible Daten im Sinne des Datenschutzes wie z.B. Gesundheitsinformationen. Dies ist nicht der Fall. Als Vermittler ist AWD gar nicht im Besitz dieser Daten.“
(ots/ml)