Forschung und Entwicklung: Deutschland trotz Krise Innovations-Europameister

Deutsche Unternehmen setzen auch in Krisenzeiten auf Forschung und Entwicklung (F&E). Die Steigerung der deutschen Ausgaben im Jahr 2008 um 9 % liegt deutlich über dem globalen Durchschnitt von 5,7 %. Das kostete die deutsche Wirtschaft insgesamt zwar 28,5 Milliarden Euro, sicherte der Bundesrepublik aber auch den erste Platz unter den Forschungsstandorten in Europa. Diese Ausgaben entsprechen laut einer Studie der Strategieberatung Booz & Company 7,9 % der weltweiten F&E-Investitionen von 362 Milliarden Euro.Entsprechend dieser Studie mit dem Titel „Global Innovation 1.000“ waren 2008 immerhin 49 deutsche Firmen unter den Top 1000. Im Ranking des Jahres 2007 konnten sich lediglich 45 deutsche Unternehmen platzieren.

Auf das Siegertreppchen der „Global Innovation 1.000“ standen auch diesmal wieder Toyota, Nokia und Roche. Die Plätze vier bis zehn gingen an Microsoft, General Motors, Pfizer, Johnson & Johnson, Ford, Novartis und Sanofi-Aventis. Unter die ersten hundert der globalen Innovationselite schafften es mit Siemens (15), Volkswagen (17), Daimler (26), BMW (28), Bayer (32), SAP (54), Continental (57), BASF (60), Merck (72), Porsche (92) und ThyssenKrupp (95) elf deutsche Unternehmen.

Die Studie belegt: Trotz der in 2008 einsetzenden Weltwirtschaftskrise stärken die Unternehmen weiter ihre Forschung und Entwicklung. Obwohl 65 % der weltweiten Top-1000-Innovatoren in der schwersten Rezession seit 1929 deutliche Umsatzrückgänge verbuchen und 32 % sogar Verluste schreiben, erhöhten mehr als zwei Drittel ihre F&E-Ausgaben im vergangenen Jahr. 90 % der befragten Manager bewerten Innovation als wesentlichen Erfolgsfaktor für den erhofften Aufschwung. Die Studie zeigt allerdings auch: Jeder zweite Entscheidungsträger definiert seine Auswahlkriterien für die Bewilligung von F&E-Projekten bedeutend strikter. Vier von zehn sind früher bereit, Projekte mit unzureichender Performance einzustellen, sieben von zehn Unternehmen orientieren sich mit ihren F&E-Ausgaben stärker an veränderten, preissensitiveren Kundenbedürfnissen.

Zwei Drittel der globalen F&E-Ausgaben konzentrierten sich auf drei Branchen: Elektronik/Computer mit 27 %, Gesundheit/Pharma mit 23 % sowie Automobil mit 16 %.

Obgleich Automobilunternehmen im Branchenvergleich zu den Top-Innovatoren gehören, erfolgen hier die größten Einschnitte: 60 % der Unternehmen kürzen ihre F&E-Investitionen, unter den Top 10 sind es sogar 90 %.

Im Bereich Elektronik/Computer liegt die Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr bei 4 %. Die höchste Innovationsintensität, also das Verhältnis des Innovationsetats zum Umsatz, besteht im Gesundheitssektor mit 12 %, gefolgt von Software/Internet mit 11,4 %. Die schwächsten Industriezweige – Telekommunikation sowie Chemie/Energie – rangieren zwischen 0,9 und 1,4 %.

Die einzige Branche mit sinkenden Forschungsausgaben ist die Luft- und Raumfahrtindustrie sowie der Verteidigungssektor mit einem Rückgang von 2,3 %.

Wie der internationale Vergleich auch belegt, klafft zwischen Industrie- und Schwellenländern eine Innovationslücke. 94 % der führenden Unternehmen sitzen in Nordamerika (Steigerung 6,5 %), Europa (Steigerung 6,3 %) oder Japan (Steigerung 0,5 %). Aus China und Brasilien schaffen es gerade einmal 15 bzw. drei Unternehmen unter die ersten 1000. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhen diese Länder ihre F&E-Ausgaben 2008 jedoch drastisch um 27,6 % bzw. 18,7 %.

Die komplette (englischsprachige) Studie steht als kostenloser Download online zur Verfügung.

(ots/ml)