Die Bundesbürger legten 2008 120 Milliarden Euro in Finanzprodukte an. Davon profitierten in erster Linie Termingelder, vor allem im vierten Quartal aber auch die Sichteinlagen wie Giro- oder Tagesgeldkonten, während u. a. das klassische Sparbuch verlor. Zurückhaltend zeigten sich die Deutschen auch bei Wertpapieren: Aktien wurden sogar in erheblichem Umfang verkauft. 2009 werden die Bundesbürger voraussichtlich ähnlich viel sparen, glaubt der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) entsprechend den Ergebnissen einer aktuellen Studie.Der Verband erwartet, dass 2009 wie schon im letzten Jahr die Sparquote, also der Anteil der Ersparnis am verfügbaren Einkommen, 11,2 % betragen wird. Das entspricht einem Betrag von rund 180 Milliarden Euro.
Ihr Geldvermögen werden die Bundesbürger im Jahr 2009 voraussichtlich um 4,6 % auf rund 4,62 Billionen Euro steigern. „Die Entspannung an den Finanzmärkten im Jahr 2009 führt dazu, dass ein deutlicher Teil der Kursverluste wieder ausgeglichen werden kann. Hinzu kommt der Vermögenszuwachs durch die in 2009 gesparten Mittel“, erklärt BVR-Vorstandsmitglied Dr. Andreas Martin die zu erwartende Entwicklung im laufenden Jahr. 2008 sank das finanzielle Vermögen der Bundesbürger um 139 Milliarden Euro oder 3,1 % auf 4,41 Billionen Euro. Pro Haushalt lag das Geldvermögen Ende 2008 im Durchschnitt bei 111.200 Euro.
Dem Geldvermögen der Bundesbürger standen in 2008 Verbindlichkeiten in Höhe von 1,53 Billionen Euro gegenüber. Pro Haushalt entspricht dies einer Verschuldung in Höhe von 38.600 Euro. „In den vergangenen Jahren trugen die Bundesbürger ihre Verschuldung kontinuierlich ab. Die Menschen sparten somit nicht nur mehr, sondern zahlten per saldo geliehenes Geld zurück. Der Rückgang ist auch Ausdruck des schwachen Wohnungsbaus, der insgesamt einen geringeren Bedarf an Finanzierungsmitteln mit sich bringt“, erklärt Martin. Nach wie vor allerdings dienen mehr als zwei Drittel der Verbindlichkeiten der Bundesbürger der Immobilienfinanzierung.
Im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen verringerten sich die Verbindlichkeiten der Bundesbürger von 113,2 % im Jahr 2000 auf 96,8 % in 2008. Im Jahr 2009 sei erneut mit einem Rückgang der Verbindlichkeiten zu rechnen. Im Verhältnis zum Einkommen der Privathaushalte dürfte die Verschuldung auf 95 % zurückgehen.
Die den Bundesbürgern für Anlagezwecke zur Verfügung stehenden Mittel ergeben sich aus dem Sparen, aus Vermögensübertragungen durch den Staat und der Nettokreditaufnahme. In 2008 sparten die Bundesbürger 178,5 Milliarden Euro und erhielten Vermögensübertragungen des Staates in Höhe von 7,4 Milliarden Euro, beispielsweise im Rahmen der Wohnungsbauprämie. Da die privaten Haushalte per saldo Kredite in Höhe von 15,4 Milliarden Euro tilgten, lagen die Anlagemittel – unter Berücksichtigung eines statistischen Korrekturpostens von 3 Milliarden Euro – mit 173,6 Milliarden Euro niedriger als die Ersparnis. Hiervon verwendeten die Deutschen 53,5 Milliarden Euro für die Bildung von Sachkapital, 120,1 Milliarden Euro flossen in die Bildung von Geldvermögen.
Im Jahr 2008 erreichten die bei Banken angelegten Mittel – einschließlich Bargeld – mit 120,8 Milliarden Euro den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Mit 77,3 Milliarden Euro erfolgten die stärksten Zuflüsse bei den Termingeldern, vor allem im vierten Quartal konnten aber auch die Sichteinlagen, zum Beispiel Giro- oder Tagesgeldkonten, kräftige Zuflüsse verzeichnen. Insgesamt wurden die Sichtguthaben in 2008 um 46,2 Milliarden Euro ausgeweitet. Während Sparbriefe ebenfalls zusätzlich nachgefragt wurden (+17,2 Milliarden Euro), verringerten sich die Bestände an Spareinlagen (-19,9 Milliarden Euro), wozu unter anderem das klassische Sparbuch gehört.
Infolge der kräftigen Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank zeichnet sich für das Jahr 2009 eine Verschiebung der Nachfrage von den Termineinlagen hin zu Sicht- und Spareinlagen ab.
Der Mittelzufluss bei Versicherungen fiel im Jahr 2008 niedriger aus. Das Versicherungssparen verringerte sich von 65,4 Milliarden Euro in 2007 auf 38,5 Milliarden Euro in 2008.
Nettoverkäufe von Aktien in Höhe von 45 Milliarden Euro prägten das Sparen in Wertpapieren. Per saldo verkauft wurden auch Rentenwerte (-8,1 Milliarden Euro), während bei den Investmentfonds die Käufe per saldo um 5,6 Milliarden Euro überwogen und die sonstigen Unternehmensbeteiligungen um 3,0 Milliarden Euro ausgeweitet wurden.
Die aktuelle Studie des BVR steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.
(ots/ml)