Mittelstand in Österreich: Konjunkturindikatoren ganz unten

Die knapp 1800 befragten mittelständischen Unternehmen in Österreich bewerten ihre Geschäftslage mit merklich schlechteren Noten als im Vorjahr, meldet Creditreform. Hatten im Herbst 2008 noch 58,7 % der Unternehmen auf die Frage nach der aktuellen geschäftlichen Situation mit gut oder sehr gut geantwortet, so sind es in diesem Jahr nur noch 37,4 %. Gut ein Sechstel der Befragten (17,2 %) vergibt diesmal die Noten mangelhaft oder ungenügend (Vorjahr: 8,0 %). Der Saldo aus guten und schlechten Bewertungen liegt mit 20,2 Punkten (Vorjahr: 50,7 Punkte) immerhin im positiven Bereich.Die Umsatzergebnisse für den österreichischen Mittelstand haben sich laut Creditreform zwar merklich verschlechtert, dennoch konnte immerhin jedes dritte Unternehmen (32,3 %; Vorjahr: 39,5 %) den Umsatz ausweiten. Ein weiteres Drittel des Mittelstandes leidet unter Umsatzrückgängen (33,8 %; Vorjahr: 19,3 %). Gut stellt sich die Umsatzlage momentan im österreichischen Handel (39,0 % der Unternehmen haben ein Umsatzplus) und im Bau (37,9 %) dar. Dagegen leiden der industrielle Mittelstand (39,5 % der Befragten haben ein Umsatzminus) und das Dienstleistungsgewerbe (36,8 %) verstärkt unter der Wirtschaftskrise und verzeichnen einen hohen Anteil an Negativmeldungen zur Umsatzlage.

Der Bau hat sich in der Alpenrepublik in den zurückliegenden sechs Monaten als Jobmotor des Mittelstandes erwiesen: 41,1 % der Bauunternehmen (Vorjahr: 29,9 %) haben ihren Personalbestand ausbauen können. Über den gesamten Mittelstand hinweg hat knapp ein Fünftel der Unternehmen (19,3 %; Vorjahr: 30,6 %) die Mitarbeiterzahl aufgestockt. Knapp ein Drittel (32,8 %) musste sich von Mitarbeitern trennen, nachdem es im Jahr zuvor nur 14,7 % waren. Den stärksten Personalabbau gab es im Dienstleistungssektor, wo fast die Hälfte der befragten Unternehmen (46,0 %) Entlassungen vornahm. Im Verarbeitenden Gewerbe haben 35,5 % der Betriebe Personal abgebaut (Vorjahr: 16,8 %).

Bei ihren Umsatzerwartungen haben die Pessimisten unter den Mittelständlern erstmals die Oberhand gewonnen: Drei von zehn Unternehmen (30,1 %; Vorjahr: 19,2 %) rechnen für das kommende halbe Jahr mit einem Umsatzrückgang. Gleichzeitig ist der Anteil der Optimisten, die ein Umsatzplus erwarten, von 28,9 auf 18,2 % zurückgegangen.

Auch die Ertragserwartungen haben merklich nachgegeben. Nur noch 17,5 % der Unternehmen sehen sich in der Lage, mehr Gewinne zu erwirtschaften, nachdem es im Herbst 2008 noch 30,7 % waren. Ertragseinbußen befürchtet knapp jeder Zweite (46,1 %; Vorjahr: 26,6 %).

Die schlechte Wirtschaftslage vieler Betriebe schlägt auf die Einstellungs- und Investitionsbereitschaft des Mittelstandes durch. Nur noch 9,0 % der Unternehmen planen für das kommende halbe Jahr eine Personalaufstockung. Das sind 7,1 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. 29,0 % (Vorjahr: 17,7 %) rechnen hingegen damit, ihren Personalbestand verkleinern zu müssen. Der Großteil der Unternehmen (62,0 %) will die Mitarbeiterzahl konstant halten.

Die Bereitschaft der mittelständischen Betriebe, Investitionen zu tätigen, hat sich deutlich verringert. Gaben im vergangenen Jahr 55,1 % der Unternehmen an, innerhalb der kommenden sechs Monate Investitionen tätigen zu wollen, so sind es aktuell 48,7 %. Am investitionsfreudigsten zeigen sich noch die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes (51,2 %; Vorjahr: 59,6 %) und des Dienstleistungssektors (50,7 %; Vorjahr: 60,1 %). In beiden Wirtschaftsbereichen sind aber merklich weniger Unternehmen zu Neuinvestitionen bereit als im Herbst 2008. Einen nur geringen Rückgang der Investitionsneigung – von 47,5 auf 44,6 % – verzeichnet der Handel.

Die Wirtschaftskrise fordert ihren Tribut: Die Unternehmensinsolvenzen in Österreich sind in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres um gut 10 % auf 5291 Fälle gestiegen (Vorjahr: 4805). Diese Negativentwicklung spüren auch die mittelständischen Unternehmen: Sieben von zehn (68,4 %) waren in den letzten zwölf Monaten von der Pleite mindestens eines Kunden betroffen – 22 % davon mussten sogar zusehen, wie mehr als drei Kunden in die Insolvenz rutschten.

Schlechtere Noten als 2008 gibt es auch für die Zahlungsmoral der Kunden: 54,2 % der Unternehmen melden den Geldeingang innerhalb von 30 Tagen nach Rechnungsstellung. Das sind 4,4 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Jeder Siebte (15,0 %) musste sogar mehr als 60 Tage warten, bis der Schuldner seinen Zahlungsverpflichtungen nachkam. Zunehmend werden Leistungen gar nicht mehr bezahlt: Jedes zehnte Unternehmen (9,8 %; Vorjahr: 8,1 %) hat uneinbringliche Außenstände, die 1 % des Gesamtumsatzes übersteigen.

(Creditreform/ml)