Die neuen Studienabschlüsse Bachelor und Master werden derzeit heftig diskutiert und kritisiert. Ein Argument der Kritiker lautet, der Bachelor werde von der Wirtschaft nicht ausreichend akzeptiert. Dem widerspricht nun eine gemeinsame Studie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), für die 1753 Unternehmen befragt wurden. Demnach haben bereits knapp 11 % der Unternehmen, die Ingenieure beschäftigen, Bachelor-Absolventen eingestellt.Von den großen Unternehmen mit 250 und mehr Mitarbeitern setzt bereits ein Drittel Ingenieure mit einem solchen Abschluss ein.
VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs wertet die Ergebnisse der Studie deshalb als Beleg dafür, dass der Bachelor kein Abschluss zweiter Klasse ist. Mehr noch: Dafür, dass es erst knapp 30.000 Absolventen von Bachelor- und Master-Abschlüssen gebe, seien die Umfrageergebnisse sogar recht erfreulich.
Auch Dr. Hans-Peter Klös, Geschäftsführer des IW Köln, beurteilt die Akzeptanz positiv: „Ein Bachelor hat heute die gleichen Chancen wie ein Ingenieur mit Diplom oder Master.“ Zumal neun von zehn befragten Unternehmen angeben, dass für die Karriereentwicklung die Bewährung im Unternehmen entscheidend sei und nicht der Abschluss. Die Hälfte der Unternehmen räumt zum Beispiel Bachelor- und Master-Absolventen die gleichen Chancen ein, eine Führungsposition zu erreichen. Klös weiter: Das Einstiegsgehalt für Bachelor sei in der Tendenz zwar häufig etwas niedriger, aber nach drei bis fünf Berufsjahren näherten sich die Gehälter an. Bei 80 % der befragten Unternehmen erreichen Bachelor dann das gleiche Gehalt wie Ingenieure mit Diplom.
Auch bei den Einsatzfeldern sind laut Studie keine Nachteile für Bachelor zu erkennen: Sie finden sich in allen Bereichen wieder. In marktnahen Bereichen, wie zum Beispiel im Vertrieb, werden sogar bevorzugt Bachelor eingesetzt. Lediglich in der Forschung sind die meisten Unternehmen noch etwas reserviert gegenüber den neuen Abschlüssen. Jeder Dritte sieht aber selbst in diesem Bereich Einsatzchancen für die Bachelor. 22 % halten in der Forschung weder Ingenieure mit Bachelor noch Master für einsetzbar. In diesen Fällen wird oft eine Promotion vorausgesetzt.
Die aktuelle Kritik der Studenten gegenüber dem Bachelor-Studium nimmt der VDI allerdings ernst. Die Einführung der neuen Abschlüsse sei zwar sinnvoll, aber in der Umsetzung seien handwerkliche Fehler gemacht worden. Deshalb seien Nachbesserungen durch die Kultusministerien der Länder dringend nötig. Auch die Hochschulen seien gefordert, vor allem um die Abbrecherquote in den Ingenieurwissenschaften zu reduzieren. Außerdem müsse die extreme Verdichtung der Inhalte überprüft werden, so der VDI.
Weitere Studienergebnisse sollen laut VDI und IW Mitte Dezember veröffentlicht werden.
(VDI/ml)