Um Energie sparen zu können, müssen Verbraucher sich jederzeit über den Energieverbrauch ihrer Geräte informieren können. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering (IESE) zeigen daher auf der CeBIT (Halle 9, Stand B36) Software für intelligente Geräte zur Verbrauchsmessung, sogenannte Smart meters. Mit ihnen lässt sich der Stromverbrauch privater Haushalte von außen ablesen und steuern.Das wird immer wichtiger, denn durch die zunehmende Nutzung von Sonne und Wind wechselt das Stromangebot sehr kurzfristig. Batterien können derzeit solche Schwankungen im Energieangebot noch nicht ausreichend abpuffern. Eine Möglichkeit, die Kunden zu veranlassen, möglichst dann Strom zu verbrauchen, wenn er gerade verfügbar ist, sind Preisanreize: Ist das Angebot hoch, fällt der Preis und umgekehrt. Das klappt aber nur, wenn die Kunden jederzeit einen Blick auf die gerade aktuellen Stromkosten werfen können, die sich bei einer intelligenten Bedarfssteuerung aus einem ständig aktualisierten Preis und Verbrauch zusammensetzen.
Professor Frank Bomarius, stellvertretender Leiter des Fraunhofer IESE, und sein Team entwickeln derzeit eine Software für Zusatzgeräte zum Stromzähler, die den Energieverbrauch entsprechend anpassen können. „Informationen über die erwartete Preisentwicklung in den nächsten Minuten und Stunden kommen von außen, also vom Energieversorger, kurz EVU“, erläutert der Informatiker das Prinzip.
Diese Informationen müssen mit den Bedürfnissen und Präferenzen des Verbrauchers intelligent verknüpft werden. „Unser System sorgt dafür, dass die Geräte im Haushalt gemäß dieser Vorgaben optimal gesteuert werden“, so Bomarius weiter. Dabei gehe es nicht einfach darum, Klimaanlage oder Waschmaschine kurzfristig abzuschalten, wenn der Strompreis steigt. Viel intelligenter sei es beispielsweise, Kühl- oder Gefrierschrank als Energiespeicher zu nutzen. „Meldet das EVU, dass in zwei Stunden der Strom knapp und teuer wird, können diese Geräte ihren Inhalt bereits vorkühlen und so dafür sorgen, dass sie danach über längere Zeit keinen Strom benötigen“, erklärt Bomarius. Entsprechendes gelte für die Warmwasserbereitung oder die Heizung.
Steuern lässt sich das System von einem PC aus, in den der Verbraucher seine Wünsche eingibt: Er bestimmt die Temperatur für das Kühlen oder Heizen, nennt einen Höchstpreis, den er für die Kilowattstunde bezahlen will, oder limitiert den maximalen Verbrauch. Danach errechnet die Software, wann welche Geräte im Haushalt ein- und ausgeschaltet werden. Der direkte Zugriff des Computers auf Waschmaschine oder Heizung erfolgt über elektrische Leitungen oder über Funk.
In der Praxis wird das intelligente Energiemanagement auf demselben Rechner laufen, der auch andere Funktionen des Hauses steuert: Licht und Heizung, Rollläden, Schließanlage oder die Unterstützung hilfsbedürftiger Personen im Haushalt, glaubt Professor Bomarius. Eine erste praktische Erprobung in Wohnungen soll 2010 in Kaiserslautern stattfingen.
Das Prinzip eignet sich nach Einschätzung der Fraunhofer-Experten auch für große Wohnanlagen, öffentliche Gebäude oder Geschäftshäuser, in denen bereits heute oftmals eine zentrale Haustechnik vorhanden ist, die als Basis für das Energiemanagement dienen kann.
Die Fraunhofer-Wissenschaftler sind sich bei ihrer Entwicklung aber auch des heiklen Themas Datenschutz bewusst. „Wir wollen die Schnittstelle ganz schmal halten“, so Bomarius, „es ist nicht einzusehen, warum mein Energieversorger wissen und beeinflussen soll, wann ich kühle, heize, fernsehe oder koche“.
(Fraunhofer IESE/ml)