Technische Gebrauchsgüter: Elektrogerätemarkt immun gegen Krise

Der deutsche Markt für Technische Gebrauchsgüter scheint weitgehend immun gegen die Krise zu sein. Er verlor im Krisenjahr 2009 nicht nur keinen Boden, sondern legte so­gar mit einem Plus von 1,1 % im Umsatz auf ein Ge­samt­vo­lu­men von 42,2 Milliarden Euro zu – zum dritten Mal in Folge. Allein im vierten Quartal stieg der Umsatz um 4 %. Dies sei eine der höchsten im Rahmen der Marktstudie GfK Temax gemessenen Wachs­tums­raten, meldete heute die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).Allerdings schnitten nicht alle Teilbereiche gut ab. Über das gesamte Jahr hinweg betrachtet, nahm die IT mit 7,6 % Umsatzplus den Spitzenplatz ein. Neben der IT  zählten noch die Sektoren Elektrogroß-/Elektrokleingeräte und Unterhaltungselektronik zu den Gewinnern. Sie konnten zum Jahresende Umsatzgewinne verzeichnen. Der Bereich Foto konnte den positiven Trend des Vorquartals nicht fortsetzten, in den Sektoren Telekommunikation und Office Equipment & Consumables (Bürogeräte und Verbrauchsmaterialien) gingen die Umsätze sogar weiter zurück.

Einen außergewöhnlichen Zuwachs verzeichnete der Sektor Informationstechnologie (IT): Das letzte Quartal 2009 zeigte ein Marktvolumen von 3 Milliarden Euro bei einem Wachstum von 16,5 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Seit Bestehen des GfK Temax wurde nur einmal ein größerer Zuwachs eines Sektors gemessen: Anlässlich der Europameisterschaft 2008 erlebte die Unterhaltungselektronik einen ähnlich großen Schub. Der Sektor IT schaffte ihr Quartalsergebnis sogar ohne ein vergleichbares Ereignis.

Vor allem die mobilen Rechner wuchsen um ein Fünftel an Wert. Im Weihnachtsmonat lag der Umsatzzuwachs sogar bei einem Drittel. Es waren vor allem die Bildschirmgrößen unter 12 Zoll, die im vierten Quartal sowohl nach Menge wie auch an Wert überproportional zulegten.

Desktop-Computer legten im letzten Quartal über ein Drittel an Wert zu. Hier gewannen vor allem die Micro-PCs, Rechner mit einer Höhe und Breite von 20-30 cm sowie die All-in-One-Rechner. Die positive Entwicklung bei Desktop-Rechnern war unter anderem auf ein sehr gutes Jahresendgeschäft im Business-to-Business-Bereich zurückzuführen, der den überwiegenden Anteil dieses Marktes ausmacht.

Erstmalig erreichte der Markt der Elektrogroßgeräte bei einem deutlichen Umsatzwachstum von 7,2 % im vierten Quartal eine Marktgröße von 2 Milliarden Euro. Träger des guten Ergebnisses waren insbesondere Geschirrspüler, Wäschetrockner und Kochmulden, die im letzten Quartal 2009 zweistellig an Wert zulegten. Ein stabiles Wachstum wiesen auch Kühlgeräte und Waschmaschinen auf. Im Gesamtjahr setzte die Branche 7,3 Milliarden Euro um (+4,7 %). Die Wachstumsdynamik hat sich damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdreifacht.

Mit 5 % Wachstum im vierten Quartal verzeichneten auch die Elektrokleingeräte einen Zuwachs (870 Millionen Euro). Für das Gesamtjahr ergab sich bei guten 4,9 % Wachstum ein Marktvolumen von 2,7 Milliarden Euro. Deutlich profitieren konnten die wertmäßig wichtigsten Warengruppen: Heißgetränkezubereiter (vor allem Espressovollautomaten), Staubsauger und Rasierer.

Der Sektor Unterhaltungselektronik steigerte seinen Umsatz um 1,4 % auf 3,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich legte der Markt im Jahr 2009 um 0,4 % auf 10,8 Milliarden Euro zu – und dies ohne ein sportliches Großereignis. Von Krise also keine Spur. Während nahezu keine Röhrenfernsehgeräte mehr verkauft wurden und Plasma-Geräte verloren, legten LCD-Fernseher ungebrochen zweistellig zu. Allerdings war hier das Mengenwachstum etwas höher als das Wertwachstum.

Besonders gefragt waren beim Konsumenten LED-Technik, 200-Hertz-Technologie, Web-Zugang sowie High Definition (HD) TV-Tuner. Zulegen konnten auch die HiFi-Warengruppen, vor allem Home-Theatre-Sets, HD-Settop-Boxen und Blu-Ray-Player. Der Trend, in die Qualität der eigenen vier Wände zu investieren (Homing), die Olympischen Winterspiele in Vancouver und die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika sowie beginnende HD-Ausstrahlungen der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten lassen hoffen, dass die positive Entwicklung auch 2010 andauert.

Leicht ins Minus tendierte der Fotomarkt mit einem Rückgang von 1,7 %. Auf das Gesamtjahr gesehen lag der Umsatzrückgang bei 3,3 % und 2,5 Milliarden Euro. Während die beiden ersten Quartale noch mit einem Preisrückgang zu kämpfen hatten, zeigte sich im dritten Quartal eine Erholung der Preise. Im letzten Quartal waren Werbeaktionen von Herstellern, die im unteren Preissegment tätig sind, dafür verantwortlich, dass der Durchschnittspreis sank und so zu einer negativen Bilanz führte.

Das Zugpferd 2009 blieben Spiegelreflexkameras, die jedoch auch unter dem verstärkten Preiswettbewerb zu leiden hatten. Mit demselben Problem sahen sich die vermehrt nachgefragten digitalen Bilderrahmen konfrontiert. Insgesamt verloren Digitalkameras leicht; dagegen gewannen wie in den Vorquartalen Objektive, aber auch Stative als Zubehörwarengruppen hinzu.

Der Umsatz im Bereich Bürogeräte und Verbrauchsmaterialien (Office Equipment & Consumables) sank im vierten Quartal erneut, zeigte sich jedoch mit minus 4,3 % weniger schwach als im Vorquartal. Getragen wurde diese positive Entwicklung vor allem durch Druckerpatronen und Tintenstrahldrucker, die sich im vierten Quartal 2009 erstmals im Jahr erfreulich entwickelten. Insbesondere die Multifunktionalen Inkjet-Geräte waren dabei im Umsatzplus. Auch der Umsatz mit Multifunktionalen Color-Lasergeräten war positiv. Ebenfalls an Wert gewannen im Dezember auch Daten- und Video-Projektoren; insbesondere die günstigen LED-Projektoren waren gefragt.

Ein eher trübes Bild lieferte derzeit der Telekommunikationsmarkt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal büßte der Markt im vierten Quartal 9,6 % seines Umsatzes ein. Unter dem Strich bedeutete dies 10 % Umsatzminus für das Gesamtjahr. Allerdings verlangsamten Mobiltelefone wie auch Faxgeräte ihren Umsatzverlust, die Teilgruppe der Smartphones wuchs sogar zweistellig. Der Trend im Weihnachtsgeschäft waren berührungsempfindliche Smartphones mit einem „Touchscreen“, die inzwischen vereinzelt schon für unter 100 Euro verkauft werden. Faxgeräte verloren dagegen zweistellig. Besonders stark brach die Nachfrage nach Tintenstrahlfaxgeräten ein.

Angesichts des guten Ergebnisses des Gesamtmarkts im Jahr 2009 gerät der Ausblick auf das Jahr 2010 besonders spannend: Geplante Entlastungen für die Steuerzahler stehen einer höheren erwarteten Inflation sowie angekündigten höheren Abgaben gegenüber. Aufgrund dieser Unsicherheit werden die Verbraucher nach Meinung der GfK-Experten 2010 zurückhaltend konsumieren. Erste Anzeichen deuten 2010 auf eine Stagnation der Verbraucherausgaben hin. Für die Unterhaltungselektronik dürfte dies aufgrund der nächsten Sportgroßereignisse und des Homing-Trends wohl weniger gelten. Bei den Konsumenten Gefallen finden dürften auch innovative, mobile oder dem Nachhaltigkeitsgedanken verpflichtete Produkte.

(GfK/ml)