Intelligente Stromzähler – sogenannte Smart Meter – erlauben technisch betrachtet schon seit einiger Zeit den Aufbau einer intelligenten Energie-Infrastruktur. Was noch fehlt, sind geeignete politische und rechtliche Rahmenbedingungen sowie umfangreiche Investitionen, die dem Markt die notwendigen Impulse verleihen, mahnt der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE). Die gesamtwirtschaftlichen Perspektiven einer schnellen Einführung von Smart Metering und Smart Grids (intelligente Stromnetze) schätzt der VDE als sehr positiv ein.Eine schnelle Einführung einer intelligenten Energie-Infrastruktur in Deutschland brächte die deutsche Industrie in diesem Bereich in eine Führungsposition, die sich sehr positiv auf den Export der Technologie auswirken würde, das legen die Ergebnisse der VDE-Studie Smart Energy 2020 nahe. Auch die Stellung des Endverbrauchers würde gestärkt: Indem der Kunde Zugriff auf seine Messdaten und Kosten erhält, kann er Strom und damit Geld sparen.
Mit dem Einzug der schlauen Stromzähler in die Haushalte gewinnt allerdings auch der Verbraucher- und Datenschutz weiter an Bedeutung. Deshalb sind bundesweit einheitliche Regelungen erforderlich. „Die Endkunden müssen über Umstände und Nutzung ihrer Energiedaten informiert werden. Dies beginnt bereits bei der Vertragsgestaltung, bei der die Zustimmung über die Verwendung der Daten erfolgen muss“, so die Autoren der Studie. Das Thema Datenschutz hat aus VDE-Sicht daher höchste Priorität.
„Smart Meter erlauben es uns, im Rahmen einer intelligenten Infrastruktur dezentrale, regenerative Energieerzeuger einzubinden, die Energieeffizienz beim Endverbraucher zu steigern und den Anteil fossiler Energieträger ohne Einbußen bei der Leistungsfähigkeit und Verlässlichkeit der Energieversorgung zurückzufahren“, so die VDE-Experten.
Allerdings bedürfe es nun wichtiger Impulse für einen flächendeckenden Roll-out von Smart Metering. Vor allem die gesetzlichen Regelungen berücksichtigen die aktuellen technischen Entwicklungen und Erfordernisse nicht ausreichend. So herrscht beispielsweise rechtliche Unsicherheit bei der Frage, ob die verfügbaren Smart Meter den Anforderungen der Bundesnetzagentur entsprechen. Bisher bestehen nur unzureichende Vorgaben der Funktionalitäten. Die Folge: Netzbetreiber investieren nur minimal in die Entwicklung der intelligenten Stromzähler.
Auch im Bereich technischer Standards sehen die Energieexperten noch Handlungsbedarf. Um den Kunden einen Versorgerwechsel ohne Zählertausch zu ermöglichen, sind einheitliche Mess- und Kommunikationsstandards sowie ein Anheben des Wettbewerbs auf der Datenebene erforderlich.
Smart Metering, also die Fernablesung und das Lastmanagement mittels intelligenter elektronischer Stromzähler im Haushalt und einer entsprechenden IKT-Infrastruktur, gilt weltweit als wichtige Voraussetzung für mehr Energieeffizienz. Um die Klimaziele von EU-Kommission und Bundesregierung zu erreichen, soll der Anteil dezentraler, erneuerbarer Energiequellen flächendeckend ausgebaut werden.
Dies führt jedoch dazu, dass an unterschiedlichen Orten unregelmäßig Energie in die Verteilnetze eingespeist und damit die Regelung und der Netzbetrieb erschwert werden. So entstehen Phasen, in denen die anfallenden regenerativen Energien die Last insgesamt übersteigen und deshalb zu negativen Strompreisen an der Energiebörse führen. Der Einbau von Smart Metern mit verschiedenen Zusatzmodulen gilt vor diesem Hintergrund als ein erster Schritt zum intelligenten Energienetz der Zukunft. Bis 2020 ist laut EU die Ausstattung von 80 % der Haushalte mit intelligenten Zählern vorgesehen.
(VDE/ml)