KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Erster Rückgang des Geschäftsklimas seit elf Monaten

Nach einem zehn Monate dauernden Anstieg ist das mittelständische Geschäftsklima im Februar 2010 erstmals wieder gesunken, melden das ifo Institut und die KfW Bankengruppe. Entsprechend sinkt der Klimaindikator des gemeinsam herausgegebenen KfW-ifo-Mittel­stands­ba­ro­me­ters um 1,8 Prozentpunkte auf 1,0 Saldoprozente. Der Grund für die Klimaeintrübung liegt in einer pessi­mis­ti­scheren Einschätzung der aktuellen Lage durch die kleinen und mittleren Unternehmen. So sank der Indikator für die Einschätzung um deutliche 3,6 Prozentpunkte auf -5,9 Saldoprozente. Dagegen bleiben die Erwartungen der Mittelständler im Vergleich zum Vormonat nicht nur nahezu konstant (+0,2 Prozentpunkte), sondern mit 8,3 Saldoprozenten auch weiterhin deutlich im positiven Bereich.

Bei den Großunternehmen, die sich mit den Folgen der Finanzkrise bislang spürbar schwerer tun als der Mittelstand, geht das Geschäftsklima um 1,0 Prozentpunkte auf -3,5 Saldoprozente zurück und fällt damit weniger stark als im Mittelstand. Der Grund für diesen Unterschied liegt allein in der besseren Entwicklung der Geschäftserwartungen von Großunternehmen (+2,1 Prozentpunkte auf 13,9 Saldoprozente). Die Lageurteile haben sich bei Mittelständlern und Großunternehmen mit -3,6 Prozentpunkten gleichermaßen stark eingetrübt.

In den vier Hauptwirtschaftsbereichen entwickelt sich das KfW-ifo-Geschäftsklima im Februar sehr heterogen. Während es im Einzelhandel deutlich zurückgeht (-9,5 Prozentpunkte bei KMU und -10,8 Prozentpunkte bei GU), kann sich das Bauhauptgewerbe gut behaupten (+4,6 Prozentpunkte bei KMU und 0,8 Prozentpunkte bei GU).

Dies – so die Experten von KfW und ifo Institut – ist angesichts des außergewöhnlich schneereichen Winters durchaus erstaunlich und deutet auf eine anhaltende Stützung des Sektors durch die im letzten Jahr verabschiedeten Konjunkturpakete der Bundesregierung hin. Im Verarbeitenden Gewerbe müssen die kleinen und mittleren Unternehmen dagegen erstmals seit März 2009 wieder einen Rückgang hinnehmen (-1,3 Prozentpunkte), während die Großunternehmen mit +0,8 Prozentpunkte ihre Erholung – wenn auch auf weiterhin niedrigem Niveau – fortsetzen. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich im Großhandel, wo das Geschäftsklima der mittelständischen Unternehmen um 8,2 Prozentpunkte zurückgeht, während sich die Großunternehmen um 2,7 Prozentpunkte verbessern.

Die Beschäftigungs- und Preiserwartungen behaupten sich im Februar ungeachtet des rückläufigen Geschäftsklimas gut: Die Beschäftigungserwartungen steigen im Mittelstand um 0,2 Prozentpunkte und bei den Großunternehmen um 4,3 Prozentpunkte. Und bei den Preiserwartungen konnten die weiterhin deutlich negativen Niveaus durch Anstiege um 4,0 Prozentpunkte bei KMU und 1,7 bei den Großunternehmen reduziert werden.

Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe hält den Rückgang des KfW-ifo-Geschäftsklimas für das Zeichen einer schwächelnden und störanfälligen wirtschaftlichen Erholung. Besonders bedenklich sei der aktuelle Rückgang der Lageeinschätzungen, da diese bislang noch deutlich unter ihrem konjunkturellen Normalniveau liege. Die erfreulichere Entwicklung im Bauhauptgewerbe deute dagegen auf die unterstützende Wirkung der niedrigen Zinsen und der konjunkturellen Stützungsmaßnahmen hin. Vor dem Hintergrund dieser Fakten sei die Forderungen nach einer schnellen Rückführung der geld- und fiskalpolitischen Stimuli deutlich verfrüht, so Irsch abschließend.

(KfW/ml)