Nur vordergründig widersprüchlich klingen die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zur Ausbildungssituation: Einerseits mangle es Ausbildungsbewerbern an der nötigen Reife für eine Ausbildung, andererseits stünden den Unternehmen wegen der demografischen Entwicklung hin zu einer vergreisenden Gesellschaft zu wenige junge Menschen als Nachwuchs zur Verfügung. Tatsächlich trifft beides zu. Die heute in Berlin vorgestellte Untersuchung, an der sich mehr als 15.000 Unternehmen beteiligten, zieht deshalb das Fazit, nicht Lehrstellen seien zunehmend knapp, sondern geeignete Bewerber.Damit haben zwar alle Jugendlichen trotz der nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Situation gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des DIHK, warnt aber vor den sich daraus ergebenden wachsenden Schwierigkeiten der Unternehmen, ihren Fachkräftenachwuchs zu sichern.
Ein großes Problem bei der Stellenbesetzung sei neben dem Demografiefaktor die mangelnde Ausbildungsreife. „Immer mehr Unternehmen organisieren inzwischen Nachhilfe“, beklagt Wansleben. Sogar im Krisenjahr 2009 habe jeder fünfte Betrieb nicht alle Ausbildungsplätze besetzen können, und die Situation werde sich in diesem Jahr nicht verbessern. Wansleben: „Infolgedessen halten wir derzeit ein Minus von rund 5 % bei den neuen IHK-Ausbildungsverträgen für realistisch.“
Auch wenn sich die Auswirkungen der Krise abschwächten und sich der Mittelstand als stabile Stütze der Ausbildung erweise, gelte es jetzt, den Ausbildungspakt weiterzuentwickeln, um den Fachkräftenachwuchs zu sichern, fordert der DIHK. Mehr Jugendliche als bisher müssten in die Lage versetzt werden, eine betriebliche Ausbildung aufzunehmen und erfolgreich abzuschließen.
Die Umfrageergebnisse stehen in Form der Broschüre Ausbildung 2010 – Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.
(DIHK/ml)