Die Mehrheit der deutschen Vorstände und Geschäftsführer ist der Ansicht, dass der Tiefpunkt der Krise überwunden ist. Sie erwarten ab 2011 wieder ein deutliches Wachstum, allerdings auch eine Zunahme der Arbeitslosigkeit und eine höhere Kredithürde. Das ergab die sechste Studie der Unternehmensberatung Roland Berger zur Restrukturierung in Deutschland. An der Studie nahmen Unternehmen aus mehr als 14 verschiedenen Branchen und aller Größenklassen teil.Ziel der Studie war es zu erfahren, wie stark und in welchen Bereichen im Jahr 2010 die Krise deutsche Unternehmen noch beschäftigt und wie Führungskräfte die Chancen für den kommenden Aufschwung beurteilen. Max Falckenberg, Partner bei Roland Berger fasst das Ergebnis in einem Satz zusammen: „Die Mehrheit der deutschen Geschäftsführer und Führungskräfte ist wieder positiv gestimmt und geht davon aus, dass die schlimmste Phase der Krise hinter ihnen liegt.“
Fast drei Viertel der Befragten erwarten laut Studie, dass bis 2012 wieder das Umsatzniveau von 2007/2008 erreicht wird. Gut die Hälfte geht sogar davon aus, dass dieses Ziel bereits bis 2011 zu schaffen ist.
Für dieses Jahr rechnen die Unternehmen noch mit einem Wirtschaftswachstum zwischen 1,0 und 1,5 %, für 2011 dann schon von einem Plus zwischen 1,5 und 2 %. „Allerdings lauern auf dem Weg zur Erholung noch Gefahren“, warnt Falckenberg. „So rechnen fast zwei Drittel der Teilnehmer kurzfristig mit steigender Arbeitslosigkeit und schlechteren Konditionen bei der Kreditvergabe.“ Es sei aber nur ein moderater Abbau in 2010 zu erwarten
Co-Autor Jakob Rüden sieht einen Wandel in der Zielausrichtung der Unternehmen: „Nach dem klaren Fokus auf Kostensenkungsmaßnahmen 2009 setzen 83 % der Unternehmen 2010 wieder auf Wachstums- und Vertriebsinitiativen“. Er ist sich jedoch sicher, dass das Thema Restrukturierung noch nicht der Vergangenheit angehört: „Die meisten Projekte befinden sich derzeit in der Umsetzung.“ Die Mehrheit der Firmen geht dabei von einer Gesamt-Restrukturierungsdauer von maximal zwölf bis 18 Monaten aus.
Während der Krise haben 26 % der Unternehmen ihre Liquiditätssituation als kritisch bezeichnet, aktuell haben nur noch 9 % der Unternehmen ein akutes Liquiditätsproblem. 50 % der Befragten beklagen aktuell vor allem schlechtere Kreditkonditionen. Deshalb plant die überwiegende Mehrheit der Unternehmen (69 %) die Finanzierung künftigen Wachstums durch eigene Mittel.
Die Unternehmen setzen vor allem auf den asiatischen Markt: 79 % erwarten ein starkes Wachstum in Asien – für das Schlusslicht Europa rechnen dagegen nur 10 % mit starkem Wachstum.
Nach den Ergebnissen der Studie haben die befragten Führungskräfte vier Lehren aus der Studie gezogen:
- Erstens sind höhere Liquiditätsreserven und Eigenkapitalquoten notwendig, um sich auf zukünftige Krisen vorzubereiten.
- Zweitens ist eine permanente Optimierung des Umlaufvermögens als zentrale operative Maßnahme zur Liquiditätssicherung erforderlich.
- Drittens gilt es, variable Kostenstrukturen vor allem beim Personal zu schaffen, um flexibel auf Einbrüche im Geschäftsvolumen reagieren zu können.
- Und viertens muss die Basis künftigen Wachstums durch Vertriebsinitiativen bereits in der Krise gelegt werden, um Schwächen der Wettbewerber nutzen zu können.
Insgesamt deuten die Ergebnisse der Studie nach Meinung der Macher auf einen deutlichen Silberstreif am Horizont hin. Die Studie steht als kostenloser Download zur Verfügung.
(Roland Berger/ml)