Einkaufsmanager-Index EMI: Allzeithoch für Produktionswachstum

Die Produktion der deutschen Industrie läuft auf Rekordniveau, meldet der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME). Der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) legte im April gegenüber März nochmals 1,3 Zähler auf 61,5 zu. Der Produktionssektor verzeichnet damit das höchste Wachstum seit Beginn der monatlichen Umfrage des Verbands im Jahr 1996. Neben dem Faktor Erzeugung trugen auch die ebenfalls vom Index berücksichtigten Faktoren Auftragseingang, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormateriallager zu diesem Allzeithoch bei.

„Die bisherige Wirtschaftsentwicklung stimmt uns zuversichtlich für den weiteren Jahresverlauf. Sorge bereitet unseren Einkäufern allerdings die Entwicklung an den internationalen Rohstoffmärkten“, erläutert Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des BME die aktuelle Lage. Den Unternehmen könnten seiner Ansicht nach „mit weiter steigenden Rohstoffpreisen die Kosten davonrennen“.

Einer der Gründe, warum in der deutschen Industrie zu Beginn des zweiten Quartals 2010 erheblich mehr hergestellt wurde als im Vormonat, war die weltweit anziehende Nachfrage nach Industrieerzeugnissen Made in Germany. Doch auch die Wiederaufstockung der im Vorjahr leer geräumten Lager auf Kundenseite spielte beim zehnten Produktionszuwachs in Folge immer noch eine wichtige Rolle.

Der Investitionsgüterbereich fuhr seine Produktion zum wiederholten Mal in diesem Jahr am stärksten nach oben. Der Teilindex Leistung lag im Berichtsmonat bei saisonbereinigt 66,9 (Vormonat: 64,2) Punkten. Das Plus an Neu- und Folgeaufträgen war im April sowohl bei Global Playern als auch bei KMU weiter außerordentlich hoch; der Rekordwert des Vormonats konnte jedoch nicht ganz gehalten werden. Stark gefragt waren deutsche Industrieerzeugnisse nach wie vor auch auf den Exportmärkten, und hier insbesondere in Asien. Die Nachfrage zog jedoch auch aus den USA und innerhalb Europas an.

Die auf Hochtouren laufende Produktion und die niedrigen Bestände an Vormaterialien veranlassten die Unternehmen überdies, die Einkaufmenge mit neuer Rekordrate auszuweiten. Folglich wies der Index Vormateriallager auch erstmals seit September 2008 einen leichten Anstieg aus. Dass dieser nicht stärker ausfiel, lag auch an den drastischen Kapazitäts- und Lagerengpässen auf Lieferantenseite, in deren Folge die deutschen Industriebetriebe die massivste Verlängerung der durchschnittlichen Lieferzeiten seit Umfragebeginn hinnehmen musste. Das vorübergehende Flugverbot über Europa hatte jedoch nur vereinzelt negative Auswirkungen.

Lieferengpässe und die starke weltweite Nachfrage nach Rohstoffen trieben wiederum die Einkaufspreise in die Höhe. Der Teilindex kletterte von März (68,0) bis April (72,8) um weitere 4,8 Zähler. Unterm Strich wurde der stärkste Kostenauftrieb seit Juli 2008 verbucht. Verteuert haben sich vor allem Stahl und mineralölbasierte Produkte. Die Verkaufspreise wurden daraufhin den dritten Monat in Folge angehoben. Der Teilindex stieg im April gegenüber dem Vormonat um 5,1 Punkte auf 56,1 und erreichte damit den höchsten Wert seit September 2008.

Aufgrund der wachsenden Produktionsanforderungen beendeten zahlreiche Industriebetriebe nicht nur ihre seit vielen Monaten geltenden Kurzarbeiterregelungen; erstmals seit September 2008 kam es sogar insgesamt wieder zu einem moderaten Beschäftigungsaufbau. Der Teilindex zog im April von zuvor 49,7 auf 52,0 Punkte an.

(BME/ml)

Der Markit/BME Einkaufsmanager-Index (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland und erscheint unter der Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik. Er beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern aus der verarbeitenden Industrie in Deutschland.