Gut 70 % der patentaktiven Unternehmen sehen in ihren Patenten den Garant für ihren Umsatz. Deshalb müssten die Patentmanager in den Innovationsprozessen der Unternehmen eigentlich eine Schlüsselrolle einnehmen. Eine aktuelle Benchmarkstudie des Instituts für angewandte Innovationsforschung (iAi) zeigt aber etwas ganz anderes: Das kostbare Know-how der Patentmanager wird vor allem in aufwendigen Verwaltungsprozessen regelrecht verbraten und kaum für Innovationsprozesse im Unternehmen genutzt.
Das Institut für angewandte Innovationsforschung an der Ruhr-Universität Bochum befragte für die Studie 2000 patentaktive Unternehmen. Die Forscher wollten unter anderem wissen: Wie hoch ist der durchschnittliche Patentbestand? Wie ist das Patentmanagement in den Unternehmen organisiert? Wie hoch sind die Kosten einer eigenen Patentmanagementabteilung? Wie sind Patentmanager in Innovationsprozesse eingebunden? Ihre Absicht war, den Status quo der Herausforderungen und Zukunftsaussichten des Patentmanagements zu erkunden.
Für die meisten Unternehmen, so das Ergebnis sind Patente von herausragender Bedeutung im Innovationswettbewerb und Patentmanager damit zu gefragten Spezialisten im Unternehmen geworden. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der Ausarbeitung von Patentanmeldungen, der Kommunikation mit dem Patentanwalt, der Abwicklung von Arbeitnehmererfindervergütungen usw. Nimmt man noch die Beobachtung von Wettbewerbspatenten oder das Aufspüren von Patentierungslücken hinzu, binden diese Aktivitäten allerdings bereits 85 % der verfügbaren Zeit von Patentmanagern.
Über die traditionellen Aufgaben der Patentierung und Verwaltung des Patentbestandes hinaus, sind diese Experten für das geistige Eigentum des Unternehmens aber häufig kaum in die Innovationsprozesse eingebunden. So geben fast 40 % der befragten Patentmanager an, dass sie an Kreativterminen der Fachabteilungen nur selten teilnehmen. Fast zwei Drittel der Befragten beklagen darüber hinaus, dass auch die Suche nach Innovationsmöglichkeiten im Patentmanagement methodisch nicht unterstützt wird. Kein überraschendes Ergebnis, berücksichtigt man, dass in der Hälfte (49,1 %) der befragten Unternehmen dem Patentmanagement eine Rolle als Impulsgeber für Innovationen gar nicht zugedacht ist.
Aus Sicht der Autoren der Studie ein ernüchternder Befund. Während in Deutschland der Innovations- und Kostendruck weiter steigt und die Unternehmen zunehmend gefordert sind, mehr aus ihren Potenzialen zu machen und ihre Innovationsfähigkeit zu erhöhen, bleibt nach Ansicht der Forscher auf diese Weise aussichtsreiches Innovationspotenzial ungenutzt. Prof Dr. Friedrich Kerka vom iAi:
„Da Patentmanager nicht nur über ausgeprägtes Recherche-Know-how, sondern in den meisten Fällen (75,1 %) auch über einen technisch-naturwissenschaftlichen Ausbildungs- und Erfahrungshintergrund verfügen und damit – im Gegensatz zu vielen anderen um Innovationen Bemühten – auch beurteilungsfähig sind, könnten gerade sie besondere Impulsgeber für Innovationen sein.“
Nach Ansicht der Studienautoren besteht ein Lösungsansatz darin, die bestehenden Patentverwaltungsprozesse zu überprüfen und Möglichkeiten für eine ressourcenschonendere Abwicklung der bisherigen Aufgaben der Patentmanager zu sondieren. Knapp ein Drittel (30,2%) der befragten Patentmanager gibt in diesem Zusammenhang z.B. an, dass in ihrem Unternehmen notwendige Entscheidungen im Patentierungsprozess häufig nur mit erheblichen zeitlichen Verzögerungen zustande kommen. Aus Sicht jedes fünften (21,3 %) Patentmanagers mangelt es zudem an Standards für die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen wie der Forschung und Entwicklung oder dem Marketing.
Wie und unter welchen Rahmenbedingungen die Integration gelingen kann, dazu hat das iAi auf Basis der Studienergebnisse konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet. Die vollständige Studie „Patentmanagement als Innovationstreiber – Wie Patentmanager ihren Wert für das Unternehmen erhöhen können“ kann hier kostenpflichtig über das iAi bezogen werden. (iAi/ml)