Die Aussichten auf eine weitere Besserung der Konjunktur und damit auf eine positive Entwicklung der deutschen Industrie haben sich nach Angaben des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin in den letzten Monaten stark verbessert. In vielen Kernbereichen der Industrie – wie beispielsweise in der Chemie- oder Metallbearbeitungsbranche – habe die Produktion inzwischen überraschend kräftig angezogen, so die DIW-Experten. Aber auch die Auftragseingänge deuten auf eine Fortsetzung dieser Entwicklung hin.
Dementsprechend prognostiziert das DIW Konjunkturbarometer einen deutlichen Anstieg des saison- und kalenderbereinigten Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal des laufenden Jahres um 0,9 %.
Das Berliner Institut zeigte sich heute von der Kraft des aktuellen Aufschwungs überrascht, weil dieser erheblich kräftiger ausfällt als die Erholung nach der letzten Rezession. So legten die wertmäßigen Auftragseingänge in der Chemischen Industrie und der Metallbearbeitung seit Frühjahr 2009 um durchschnittlich 2,1 und 5,4 % zu – diese Werte seien beachtlich höher als der Durchschnitt der früheren Steigerungsraten, so das DIW. Setze sich diese Entwicklung im laufenden Jahr fort, so wäre das Vorkrisenniveau in der Chemiebranche im August und in der Metallbearbeitung bereits im Juni erreicht.
„Trotz der kräftigen Dynamik vollzieht sich die realwirtschaftliche Erholung bis jetzt vor einem äußerst unsicheren Hintergrund“, warnt allerdings DIW-Konjunkturforscher Vladimir Kuzin. „Jüngsten Berichten zufolge herrschen im Bankensektor weiterhin teilweise dramatische Zustände“, so der Experte weiter. Seiner Meinung nach ist hierfür vor allem die Schuldenkrise im Euroraum verantwortlich. Kuzin fordert deshalb die Politik auf, eine überzeugende Konsolidierungsstrategie vorzulegen, um bei der überfälligen Regulierung der Finanzmärkte endlich voranzukommen.