Experten rechnen mit 800 Gigawatt an neu zu bauenden Stromerzeugungskapazitäten in der EU bis zum Jahr 2030. Zwei Drittel davon werden voraussichtlich den Erneuerbaren Energien gewidmet sein, das andere Drittel den konventionellen. Dieser Neubaubedarf bedeutet ein Investitionsvolumen von mehr als 1000 Milliarden Euro in den nächsten 20 Jahren und bietet der Industrie hervorragende Wachstumschancen, mahnt der Fachverband VDMA Power Systems. Um diese wahrnehmen zu können, sei jedoch eine schnelle Entscheidung über das künftige Energiekonzept nötig.
Das angekündigte Energiekonzept der Bundesregierung stand deshalb im Mittelpunkt der diesjährigen Mitgliederversammlung des Fachverbands in Berlin. Jochen Homann, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, erläuterte die Position der Bundesregierung und sagte eine Berücksichtigung der Belange der Energieanlagenbauer zu. Er versicherte, auch für die Bundesregierung stehe ein ganzheitliches Energiekonzept im Mittelpunkt.
Die Hersteller der unterschiedlichsten Energietechnologien – von fossil bis zu erneuerbar – machten in der Diskussion mit Homann deutlich, dass die hervorragende Wettbewerbsposition deutscher Unternehmen nicht zuletzt auf den verlässlichen politischen Rahmenbedingungen der Vergangenheit fußt. Diese verlässlichen Rahmenbedingungen müssten im deutschen Energiekonzept fortgeschrieben werden.
Dazu gehöre allerdings deutlich mehr als nur eine Aussage zu den Laufzeiten deutscher Kernkraftwerke. „In der europäischen Betrachtung spiele diese nahezu keine Rolle“, rügte Thorsten Herdan, Geschäftsführer VDMA Power Systems die Politik. „Dringend gebraucht wird ein intelligenter Mix aller zur Verfügung stehender Energieträger“, ergänzte Christof von Branconi, Vorsitzender des VDMA Power Systems die Kritik Herdans. Neben den Investitionen in neue Kraftwerkskapazitäten seien zudem weitere Investitionen in die Infrastruktur, also in Stromnetze und in Speichertechnologien, notwendig. „Um den Umbau der Energieversorgungsstruktur erfolgreich meistern zu können, brauchen wir eine klare politische Unterstützung im Werben um Akzeptanz für die notwendigen Neu- und Ersatzkraftwerke, seien es konventionelle oder erneuerbare“, fasste Branconi die Forderungen der Energieanlagenbauer am Ende zusammen.