Das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen hält sich nach seinem Rekordanstieg im April auf einem hohen Niveau. Zwar sank der Indikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers im Mai geringfügig um 0,3 Zähler auf 13,6 Punkte. Dies entspricht allerdings nach Angaben des ifo Instituts und der KfW nur gut einem Siebtel einer durchschnittlichen Monatsveränderung und damit einer Stagnation. Der seit Frühlingsbeginn verstärkte Aufwärtstrend wird dadurch kaum berührt.
Über den Zeitraum März bis Mai hat sich die wirtschaftliche Stimmung der Mittelständler um 9,7 Zähler gegenüber dem Durchschnitt der drei Monate davor verbessert. Nur einmal in der Geschichte dieser bis 1991 zurückreichenden Zeitreihe, nämlich zu Beginn des letzten kräftigen Aufschwungs im Frühjahr 2006, hatte sich das mittelständische Geschäftsklima im Dreimonatsvergleich stärker aufgehellt. Auch die Tatsache, dass sich das Geschäftsklima trotz der von der Staatsschuldenkrise in Griechenland ausgelösten neuerlichen Turbulenzen an den Finanzmärkten praktisch auf dem Vormonatsniveau halten kann, zeugt von einer insgesamt soliden Konjunktur im Mittelstand. Hinzu kommt, dass das Geschäftsklima im konjunkturell wichtigen Verarbeitenden Gewerbe weiter ansteigt.
Die beiden Bestandteile des mittelständischen Klimaindikators, die Geschäftserwartungen und die Lageurteile, verharren im Mai nahezu auf dem Vormonatswerten: Während die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate gegenüber April um geringe 0,4 Zähler auf 14,9 Saldenpunkte sinken, geben die Urteile zur aktuellen Geschäftslage um vernachlässigbare 0,1 Zähler auf 12,2 Saldenpunkte nach.
Etwas positiver entwickelt sich dagegen das Geschäftsklima bei den Großunternehmen (+0,8 Zähler auf 14,1 Saldenpunkte). Getrieben wird dieser Zuwachs aber ausschließlich von einer besseren Bewertung der aktuellen Geschäftslage (+2,8 Zähler auf 6,9 Saldenpunkte); die Geschäftserwartungen verringern sich dagegen um 1,3 Zähler auf 21,4 Saldenpunkte.
Demgegenüber erhöhen sich die Absatzpreiserwartungen der Firmen im Mai geradezu sprunghaft und vollziehen so die deutlichen Klimazuwächse der vergangenen Monate zeitverzögert nach. In beiden Unternehmensgrößenklassen (Mittelstand: +5,4 Zähler auf 6,0 Saldenpunkte; Großunternehmen: +7,0 Zähler auf 5,6 Saldenpunkte) stiegen sie um etwas mehr als das Dreifache einer üblichen Monatsveränderung und notieren damit erstmals seit September 2008 wieder deutlich oberhalb der Nulllinie.
Zusammen mit den erneut gestiegenen Beschäftigungserwartungen (Mittelstand: +1,5 Zähler auf 10,1 Saldenpunkte; Großunternehmen: +3,6 Zähler auf 10,5 Saldenpunkte) signalisiert dies, dass die Belebung der Nachfrage inzwischen für einen spürbar stärkere Kapazitätsauslastung sorgt.
Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW, ist optimistisch: „Trotz Stagnation beim Geschäftsklima unterstreicht das Mai-Ergebnis des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers die kurzfristig gute Konjunkturlage in Deutschland. Ein hohes Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal ist praktisch sicher.“ Er warnt aber: Danach werde die Dynamik angesichts des global zu erwartenden Sparkurses der Staaten spürbar abflachen. Das belaste besonders ab 2011 über sinkende Nachfragen vor allem die deutschen Exporte. Hinzu kämen die Risiken aus der durch die Staatsschuldenkrise ausgelösten neuerlichen Fragilität der Finanzmärkte sowie die Unsicherheit hinsichtlich der Wirkungen der geplanten oder schon beschlossenen Konsolidierungsmaßnahmen in Deutschland und anderen betroffenen Ländern. Folglich müsse man sich perspektivisch darauf einstellen, dass der lange Anstieg beim Geschäftsklima demnächst wahrscheinlich zu Ende gehen werde. Bei den Lageurteilen sei zwar noch etwas Luft nach oben, „aber die Erwartungen dürften ihren Zenit bereits erreicht haben“, so Irsch abschließend.