Zu lange und zu hohe Arbeitsbelastung kann einen Betrieb teuer zu stehen kommen, vor allem dann, wenn die Überlastung bei Mitarbeitern zu psychischen Störungen führt. Die häufigste Folge von Stress am Arbeitsplatz ist die noch immer von vielen Arbeitgebern unterschätzte Depression. Sie führt häufig zu langandauernder oder sogar lebenslanger Arbeitsunfähigkeit. Eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat deshalb den Einfluss der Arbeitsbedingungen bei der Entstehung von Depressionen untersucht. Das Besondere der Studie: Erstmals wurden die Arbeitsintensität und der Tätigkeitsspielraum der befragten Arbeitnehmer objektiv gemessen.
Bisherige Studien bauten ihre Analysen auf subjektiven Einschätzungen der Probanden auf. Zwar belegten auch diese Studien schon einen Zusammenhang zwischen Arbeitsbedingungen und Depressionen. Die subjektive Eigeneinschätzung der Probanden erhöht aber systembedingt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Zusammenhang zwischen beiden Faktoren festgestellt wird. Hinzu kommt, dass depressiv verstimmte Menschen in ihrer Wahrnehmung oft beeinträchtigt sind und zu Fehleinschätzungen ihrer Arbeitssituation neigen.
Die Studie der BAuA hat versucht, diese Untersuchungsmängel zu beseitigen, indem die Arbeitsbedingungen unabhängig vom Beschäftigten objektiv bewertet wurden. 517 deutsche Beschäftigte aus drei Branchen (Banken und Versicherungen, Gesundheitswesen und Öffentlicher Dienst) nahmen an der Studie teil. Es wurden objektive und subjektive Arbeitsanalysen durchgeführt. Depressionen wurden anhand des standardisierten klinischen Interviews und depressive Verstimmungen mittels eines Screening-Verfahrens diagnostiziert.
Das Ergebnis konkretisiert die bisherigen Erkenntnisse zu arbeitsbedingten Ursachen von Depression: Nur die objektiv bewertete Arbeitsintensität, nicht aber der Tätigkeitsspielraum stehen mit dem Auftreten von Depressionen in Zusammenhang. Das heißt: Je höher die objektive Arbeitsbelastung, desto häufiger traten sowohl Depressionen als auch depressive Verstimmungen bei den Beschäftigten auf.
Beim Tätigkeitsspielraum konnte ein Zusammenhang nach dem Prinzip „Je geringer der Handlungsspielraum, desto höher die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken“ nicht bestätigt werden. Möglicherweise schätzen von Depressionen Betroffene ihren Tätigkeitsspielraum als geringer ein als er tatsächlich ist.
Der vollständige Forschungsbericht Untersuchung arbeitsbedingter Ursachen für das Auftreten von depressiven Störungen steht als kostenloser Download im Internet bereit.