Die Wirtschaft in Deutschland hat im zweiten Quartal 2010 seine höchste Vitalität erreicht, meldet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in seinem heute veröffentlichten DIW-Konjunkturbarometer. Demnach hat die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 1,1 % zugelegt. Diese Wachstumsrate ist europäische Spitzenleistung. Das hohe Wachstum ist vor allem der sehr positiven Entwicklung des Außenhandels zu verdanken.
Die exportorientierten Industriezweige sind nach Aussage des DIW-Konjunkturexperten Ferdinand Fichtner die Hauptgewinner des Aufschwungs. So liege die Produktion in der Automobilindustrie und in der Chemischen Industrie bereits wieder in der Nähe alter Höchststände von vor Beginn der Konjunkturkrise 2008. Auch der Maschinenbau konnte im Vergleich zum Vorjahr einen Gutteil des Einbruchs wieder wettmachen.
Dagegen entwickele sich die inländische Nachfrage trotz der günstigen Situation auf dem Arbeitsmarkt bisher zurückhaltend, warnt Fichtner. Sein Kollege und Konjunkturexperte Vladimir Kuzin sieht gerade in der Außenhandelsorientierung den Grund für die überraschend schnelle Erholung: „Der heftige Produktionseinbruch in Deutschland nach dem Ausbruch der Finanzkrise hatte zwar mit dem deutschen Exportmodell zu tun. Dieses ermöglichte aber auch die starke Erholung im Anschluss daran“.
Die Konjunkturexperten warnen allerdings vor vorschneller Euphorie. Die große Dynamik bleibe voraussichtlich nicht erhalten. Für das dritte Quartal signalisiert das DIW-Konjunkturbarometer eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums auf 0,5 %. „Zum einen dürfte die boomende Nachfrage nach deutschen Exportgütern nach Meinung der Experten etwas nachlassen – ein wesentlicher Teil davon sei nämlich auf Nachholeffekte zurückzuführen. „Zum anderen laufen die Konjunkturpakete allmählich aus – das belastet das Wachstum auf kurze Sicht“, warnt Konjunkturexperte Fichtner.