Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) ist sich jetzt sicher, dass der deutsche Maschinen- und Anlagenbau besser aus der Krise hervorgeht, als bisher erwartet. Er erhöhte deshalb heute seine Produktionsprognose für 2010 offiziell auf real 3 %. Grund für den Optimismus: Wie die Umsatzstatistik des VDMA zeigt, gab es bei den Monatsergebnissen März, April und Mai drei Umsatzzuwächse in Folge. Allerdings dürften voraussichtlich nicht alle Teilbranchen des Maschinenbaus gleich erfolgreich durch das Jahr kommen. Es seien Entwicklungen von -30 % bis +30 % denkbar, warnt der Verband seine Mitglieder.
Zwar verfehlte die Maschinenproduktion in den ersten fünf Monaten dieses Jahres ihr Vorjahresniveau um -1,3 %, und auch die Sachkapazitäten wurden im April 2010 erst wieder zu knapp 80 % genutzt, aber die unerwartet rasche Erholung sei dennoch deutlich zu erkennen, lobte VDMA-Präsident Manfred Wittenstein heute in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters die aktuelle Entwicklung: „Seitdem im August 2009, deutlich früher als erwartet, der Tiefpunkt im Branchendurchschnitt durchschritten wurde, geht es mit der Maschinenproduktion von Monat zu Monat aufwärts.“
Der wesentliche Grund für die drei Umsatzzuwächse in den Monaten März bis Mai sei die teils rasante Entwicklung des Auftragseingangs gewesen, so der Verband. Die Maschinenbestellungen hatten bereits im Sommer 2009 angezogen und seit Jahreswechsel deutlich an Fahrt gewonnen.
Für die ersten fünf Monate des laufenden Jahres liegt der Bestelleingang im Vorjahresvergleich mit einem guten Viertel im Plus. Der Monat Mai markiere „mit einem Zuwachs von sagenhaften 61 %“ den bislang höchsten Zuwachs seit Bestehen der Auftragseingangsstatistik, jubelt der Verband. Zwar sei dieser Wert durch das außergewöhnlich niedrige Vorjahresergebnis verzerrt. „Von alten Höchstständen sind wir in Summe, aber auch in der Mehrzahl der Fachzweige, noch deutlich entfernt“, dämpfte dementsprechend Wittenstein heute auch gleich wieder allzu viel Jubellaune in der Branche. Noch im April habe immerhin fast jeder zweite Maschinenbauer (44 %) über Produktionsbehinderungen durch Auftragsmangel geklagt. Aber Wittenstein bestätigte auch, dass die Order-Kurve unbeeindruckt von allen Angstthemen der letzten Zeit Monat für Monat anzieht. Auch wenn für den weiteren Jahresverlauf ein Tempoverlust zu erwarten sei, dürfte bei einem Vorlauf der Bestellungen zum Umsatz von vier bis fünf Monaten das Jahr weitgehend „im Kasten“ sein, freute sich der Verbandspräsident der Maschinenbauer.
Sorgen bereitet Wittenstein jedoch nach wie vor die Liquiditätssicherung: „Ohne einen funktionierenden Finanzsektor laufen wir Gefahr, den Aufschwung des Maschinenbaus mangels einer ausreichend dynamischen Kreditversorgung abzuwürgen.“ Steigende Material- und Rohstoffpreise, Lieferverzögerungen und Engpässe auf Zuliefererseite bei gleichzeitig von den eigenen Kunden kurzfristig gesetzten Lieferterminen würden ohnehin schon die Prozesse in vielen Unternehmen erschweren.
Wittenstein lobte aber auch die Personalpolitik seiner Mitglieder: Gerade jetzt zeige sich, dass die Branche mit ihrer Strategie, wo immer möglich und sinnvoll Personal zu halten, richtig gefahren sei. Die deutschen Maschinenbauunternehmen beschäftigten (Stand Mai) 902.000 Mitarbeiter, gerade einmal 4,4 % weniger als im Vorjahr.