Nachhaltigkeit ist mittlerweile in der deutschen Wirtschaft ein akzeptierter Wert: Rund 62 % der Unternehmen haben ihr Nachhaltigkeitsengagement trotz Krise nicht reduziert. Im Gegenteil: In jedem dritten Unternehmen sei die Bedeutung sogar noch gestiegen. Dennoch gelinge es der Mehrzahl der befragten Unternehmen noch nicht, ihre Nachhaltigkeitsstrategie am Markt in Wettbewerbsvorteile zu verwandeln. Zu diesem Ergebnis kommt das gemeinsam von der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) und dem Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg herausgegebene aktuelle Corporate Sustainability Barometer.
Prof. Dr. Stefan Schaltegger, Leiter des CSM ist sich sicher, dass Nachhaltigkeit kein Modetrend ist, sondern die Unternehmensführung gerade grundlegend verändert. Sustainability-Spezialist Michael Werner von PwC mahnt aber die Unternehmen: „Bislang ist das Nachhaltigkeitsmanagement allerdings noch zu defensiv und innenorientiert. Die meisten Unternehmen lassen damit Chancen zur Positionierung am Markt und zum Wachstum ungenutzt.“ Tatsächlich setzt bislang weniger als jedes zweite befragte Unternehmen Nachhaltigkeit dazu ein, Wettbewerbsvorteile zu erringen. Dies könnte z. B. durch gezielte Vermarktung ökologisch oder sozial vorteilhafter Produkte und Dienstleistungen erreicht werden.
Aber auch wenn die Unternehmen das Marktpotenzial nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen nur selten ausschöpfen, engagieren sie sich in erster Linie bei Nachhaltigkeitsthemen, die einen unmittelbaren ökonomischen Nutzen erkennen lassen. So haben die Steigerung der Energieeffizienz, Abfall- und Abwassermanagement und die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern bei der Mehrzahl der Befragten höchste Priorität.
Wenig Beachtung finden bislang Themen, die auf den ersten Blick keine direkte Anbindung an das Kerngeschäft aufweisen: „Für den Erhalt von Biodiversität oder den Ausschluss von Kinder- und Zwangsarbeit setzen sich rund ein Drittel der Befragten ein. Dabei führt eine Vernachlässigung dieser Themen bereits heute zu Ressourcenengpässen, steigenden Preisen und Reputationsschäden, die teilweise erhebliche finanzielle Auswirkungen haben“, kritisiert Michael Werner.
Ein wesentliches Integrationsdefizit zeigt sich bei den Bereichen Finanzen und Controlling: Während Geschäftsführung, Unternehmenskommunikation und CR-Abteilungen nach Einschätzung der Befragten stark in das Nachhaltigkeitsmanagement eingebunden sind, treffe dies auf Rechnungswesen, Finanzen und Controlling nicht zu, kritisiert der Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre, Prof. Dr. Stefan Schaltegger. „Diese Bereiche liefern dem Management entscheidungs- und erfolgsrelevante Informationen. Hier verpassen Unternehmen die Chance, etablierte Informations- und Steuerungsansätze zu nutzen und damit nachhaltigkeitsrelevante Fakten mit Finanzinformationen zu verknüpfen.“
Durch die Außenseiterrolle von Rechnungswesen und Controlling fühlen sich nur wenige Unternehmen über die Wirkungen und die Relevanz ihres Nachhaltigkeitsmanagements informiert. Weniger als die Hälfte überprüfen die Auswirkungen ihres ökologischen und sozialen Engagements auf die Effizienz oder Reputation des Unternehmens. Nur gut ein Drittel (34,8 %) misst den Einfluss auf die Innovationstätigkeit.
Die Studie Corporate Sustainability Barometer – Wie nachhaltig agieren Unternehmen in Deutschland? kann hier kostenfrei bestellt werden, eine Angabe der Mail- und Postadresse ist jedoch erforderlich.