Für viele Firmen wird der Fachkräftemangel zum ernsten Problem, warnte heute der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin. Nach einer Umfrage des DIHK können derzeit nur noch 30 % der Betriebe offene Stellen problemlos besetzen – dabei ist die Konjunkturerholung noch im vollen Gang. Der Fachkräftemangel wird sich also in den nächsten Monaten und Jahren noch deutlich verschärfen. Die absehbaren Folge: Vor allem Exportchancen können von vielen mittelständischen Unternehmen künftig nicht mehr oder nur noch zum Teil wahrgenommen werden. Dies wiederum könnte in Zukunft den deutschen Aufschwung vorzeitig ausbremsen.
Die Umfrage unter rund 1600 Unternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet zeigt, dass bereits jetzt 70 % der Firmen hierzulande generell oder zumindest teilweise Probleme haben, passende Fachkräfte für ihre offenen Stellen zu finden. Das Problem als solches ist zwar seit langem bekannt, aber dass es sich in dieser Schärfe so schnell nach der schwersten Rezession der Nachkriegszeit erneut einstellen würde, verblüfft nicht nur die Firmen, sondern auch den DIHK, wie DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann auf der Pressekonferenz erkennen ließ.
Engpässe gibt es nicht nur bei Akademikern. „Gerade Arbeitskräfte, die einen Fachwirt, einen Meister oder einen anderen Weiterbildungsabschluss vorweisen können, werden gesucht“, sagte DIHK-Präsident Driftmann in Berlin. Eine hohe Nachfrage bestehe zudem nach dual ausgebildeten Bewerbern – etwa nach IT-Fachleuten, aber auch im Handel und in der Gastronomie.
Eine Trendwende ist nicht in Sicht – ganz im Gegenteil: 49 % der Befragten erwarten für die kommenden fünf Jahre in ihrem Unternehmen einen Mangel an hochqualifizierten Fachkräften; 43 % rechnen mit Engpässen über alle Berufsgruppen hinweg. Vor diesem Hintergrund mahnte Driftmann, „die Weichen rasch in Richtung Arbeitskräftesicherung zu stellen“.
Zwar sieht Driftmann bei den älteren Arbeitnehmern und in der Zuwanderung noch ungenutzte Potenziale. Er mahnte aber eindringlich: „Unsere Umfrage macht deutlich, dass wir beim Thema Fachkräftesicherung keine Zeit verlieren dürfen“.
Die Umfrageergebnisse stehen in Form einer Broschüre als kostenloser Download online zur Verfügung.
(DIHK / ml)