Der konjunkturelle Aufschwung setzt sich im Herbst zwar weiter fort, allerdings mit etwas weniger Schwung. Die Zuwachsraten bleiben dennoch deutlich über den längerfristigen Durchschnittswerten. Dieses Bild entwirft das aktuelle DIW-Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Experten des Instituts prognostizieren für das dritte Quartal 2010 einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 0,9 % .
„Die Konjunktur bleibt eindeutig aufwärtsgerichtet“, beruhigt DIW-Konjunkturexperte Ferdinand Fichtner, warnt aber sogleich: „Es besteht jedoch kein Anlass, die aktuellen Wachstumserfolge durch Steuersenkungen zu verfrühstücken.“ Trifft die Prognose zu, bleibt die Zuwachsrate des saison- und preisbereinigten Bruttoinlandsproduktes mit 0,9 % auch im Herbst deutlich über ihrem längerfristigen Durchschnitt. Im Vergleich zum Sommer verliert die Erholung damit lediglich etwas an Fahrt.
Dazu trägt aller Voraussicht nach das Ende bzw. Auslaufen einiger Sondereffekte bei: Durch die konjunkturelle Abschwächung in vielen Ländern – insbesondere in den USA, aber auch in China – wird die Exporttätigkeit mit großer Wahrscheinlichkeit etwas weniger dynamisch verlaufen. Auch die winterbedingten Nachholeffekte in der Bauwirtschaft sind inzwischen weitgehend abgearbeitet. Dagegen dürfte der Konsum der privaten Haushalte das Wachstum stützen. „Dazu trägt insbesondere die robuste Entwicklung am Arbeitsmarkt bei, die die Arbeitsplatzsicherheit erhöht“, so DIW-Konjunkturexperte Vladimir Kuzin.
Nach Meinung des Instituts sollte die Regierung das hohe Wachstum jetzt zu einer forcierten Konsolidierung der Staatshaushalte nutzen. Steuersenkungen würden nach Ansicht der DIW-Experten nur Strohfeuereffekte auslösen, das strukturelle Defizit weiter erhöhen und die spätere Konsolidierung erschweren. Stattdessen komme es darauf an, Unternehmen und Haushalte von der Nachhaltigkeit des finanzpolitischen Kurses zu überzeugen.
Mehr gemeinsame Anstrengungen seitens der Wirtschaft und der Politik bei der Gewinnung von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland fordert DIW-Präsident Klaus F. Zimmermann. Dazu böte die gute konjunkturelle Entwicklung eine gute Gelegenheit. „Deutschland muss innerhalb der Europäischen Union zum Motor werden für ein modernes Beschäftigungskonzept ohne überflüssige bürokratische Hemmnisse und nach den Bedingungen der Arbeitsmärkte“, so Zimmermann. Dies würde die Wirtschaft zudem flexibler auf konjunkturelle Schwankungen reagieren lassen. Zimmermann mahnt, Deutschland sei derzeit besonders dringend auf qualifizierte Einwanderer angewiesen, denn ohne Zuwanderung könnte der Wirtschaftsaufschwung schon bald wieder vorbei sein. Auch langfristig seien Wachstum und Wohlstand nicht ohne qualifizierte Zuwanderung zu sichern.