Die konjunkturelle Erholung und der strenge Winter haben für eine kräftige Erhöhung des Energieverbrauchs in Deutschland gesorgt, meldet die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB). So sei in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres der Verbrauch an Primärenergieträgern gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als 5 % auf 7129 Petajoule (PJ) gestiegen. Das entspricht 243,3 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Damit steige der Energieverbrauch derzeit deutlich stärker als die wirtschaftliche Leistung, so die Experten der Arbeitsgemeinschaft. Nach ihrer Einschätzung deutet dies auf eine besonders kräftige konjunkturelle Erholung in den energieintensiven Grundstoffindustrien hin.
Der Erdgasverbrauch in Deutschland erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 14 % auf 1.726 PJ (58,9 Mio. t SKE). Auch das sei eine Folge der durch die konjunkturelle Erholung verstärkten Nachfrage aus der Industrie und eines deutlich gestiegenen Erdgaseinsatzes in Kraftwerken. Der Verbrauch der privaten Haushalte nahm allerdings witterungsbedingt zu.
Der Verbrauch an Steinkohle in Deutschland erhöhte sich im ersten Halbjahr besonders stark und stieg um insgesamt 35 % auf 944 PJ (32,2 Mio. t SKE). Die inländische Stahlindustrie steigerte den Einsatz von Kohle und Koks um knapp 84 % und glich damit den rezessionsbedingten Nachfragerückgang des vergangenen Jahres nahezu aus. In der Stromerzeugung nahm der Einsatz von Steinkohle um 23 % zu.
Der Primärenergieverbrauch an Braunkohle erreichte mit 758 PJ (25,9 Mio. t SKE) das Vorjahresniveau. Ein leicht verminderter Einsatz in der Stromerzeugung wurde durch einen höheren Verbrauch an Braunkohlenprodukten ausgeglichen.
Der Beitrag der Kernkraftwerke zum Primärenergieverbrauch lag mit 750 PJ (25,6 Mio. t SKE) um 0,4 % über dem Vorjahreszeitraum.
Der Verbrauch an Mineralöl verringerte sich gegen den Trend um 6 % auf 2.236 PJ (76,3 Mio. t SKE). Der Grund: Angesichts des starken Anstiegs der Ölpreise in den ersten Monaten des Jahres deckten viele Verbraucher ihren Bedarf an Heizöl aus den eigenen Vorräten. Die weitere Aufstockung der Vorräte werde vermutlich erst im weiteren Jahresverlauf stattfinden, glauben die Experten. Der Verbrauch an Kraftstoffen verzeichnete im ersten Halbjahr geringe Rückgänge bei Otto- und Flugkraftstoff sowie einen leichten Anstieg beim Dieselkraftstoff. Die Menge beigemischter Biokraftstoffe blieb mit 1,5 Millionen Tonnen fast unverändert.
Ohne den Bevorratungseffekt beim Heizöl läge der Ölverbrauch nach Meinung der Arbeitsgemeinschaft rund 144 PJ (5 Mio. t SKE) höher, was die Steigerungsrate des gesamten Energieverbrauchs auf etwa 7 % erhöht hätte.
Die erneuerbaren Energien trugen zur Energiebilanz des ersten Halbjahres mit 626 PJ (21,4 Mio. t SKE) bei und steigerten ihren Beitrag damit um 6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft (ohne Pumpspeicher) verringerte sich um 7 %, die der Windkraft blieb unverändert. Der Absatz von Biokraftstoffen erreichte nur knapp das Niveau des Vorjahreszeitraums. Wohingegen Photovoltaik (+64 %) und Biogas (+12 %) deutliche Zuwächse verzeichneten. Der Anteil aller erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch erreichte 8,8 % (Vorjahr: 8,7).
Eine umfangreiche Quartalsübersicht des Energieverbrauchs in Deutschland für das erste Quartal 2010 steht als kostenloser Download im Internet bereit.