Fachkräftemangel im Mittelstand: Qualifizierungsberatung stößt auf reges Interesse

Die Qualifizierungsberatung der Bundesagentur für Arbeit (BA) kommt bei den mittel­stän­di­schen Betrieben besser an, als die Arbeitsvermittler erwartet hatten. Das verkündete heute Raimund Becker, Vorstand der BA im Rahmen einer Jahresbilanz der Quali­fi­zierungs­ver­bünde für kleine und mittelständische Unternehmen. Becker mahnte: „Wir müssen alle Register ziehen und Potenziale ausschöpfen.“ Für viele Unternehmen in Deutschland spitze sich die Situation angesichts fehlender Fachkräfte zu.

Neben hochqualifizierten Arbeitnehmern aus dem Ausland und der weiterhin guten Qualifizierung von Arbeitslosen sieht Becker auch die Weiterbildung von bereits beschäftigten Arbeitnehmern als eine weitere Antwort auf den Fachkräftemangel. Der Ansicht vieler mittelständischer Betriebe, dass eine solche Qualifizierung von Mitarbeitern – u. a. durch die Ausfallzeit – eine hohe finanzielle Belastung mit sich bringe, widersprach Becker: „Mittlerweile gibt es viele gute Angebote, die berufsbegleitend realisiert werden können, ohne unnötige Ausfallzeiten zu provozieren.“ Genau da setze man mit der Qualifizierungsberatung und den Qualifizierungsverbünden auch an.

Im Juli vergangenen Jahres starteten die Initiative für Beschäftigung! (IfB!) und die BA im Rahmen einer Kooperation das Vorhaben, regionale Qualifizierungsverbünde von kleinen und mittelständischen Unternehmen aufzubauen, sie bei der Personalentwicklung zu beraten und bei der Umsetzung von Weiterbildungen für Beschäftigte zu unterstützen. Wie die Erfahrung bis dahin gezeigt hatte, bilden kleine und mittlere Unternehmen ihr Personal in aller Regel ohne eine solche Unterstützung nur in geringem Umfang weiter. Dieser Mangel wiegt umso schwerer, als Deutschland ein Land des Mittelstandes ist: Hauptgrund für die mangelnde Weiterqualifizierung in kleinen und mittleren Betrieben ist meist weniger der Wille der Unternehmer als vielmehr das Fehlen einer Personalabteilung, die sich mit den Möglichkeiten der Arbeitsförderung auskennt und um die Umsetzung kümmert.

Und das Angebot der BA kommt an: In neun Monaten wurden in den fünf Regionen Thüringen, Lausitz, Metropolregion Rhein-Neckar, Ruhrgebiet und Baden-Württemberg mehr als 530 Betriebe kontaktiert. Fast 70 % stehen seither entweder unmittelbar vor dem Beginn der Beratung, sind in den Beratungsprozess eingetreten oder haben ihn schon beendet. BA-Vorstand Becker: „Wir sehen daran, der Bedarf ist da.“

In der Praxis kommen für die Umsetzung speziell geschulte Arbeitsvermittler zum Einsatz.
Sie

  • beraten kleine und mittlere Unternehemen hinsichtlich demografischer Auswirkungen auf ihren Betrieb,
  • stellen im Rahmen der Bildungsbedarfsanalyse mögliche Qualifizierungsdefizite fest und erarbeiten mit dem Unternehmen Lösungen,
  • begleiten Unternehmen im Rahmen eines nachhaltigen Bildungsmanagements über die Umsetzung der Qualifizierung ihrer Mitarbeiter hinaus und informieren über vorhandene Fördermöglichkeiten.

Ende 2011 wollen die Initiatoren IfB! Und BA erneut Bilanz ziehen und sehen, ob die Aktion effektiv und wirtschaftlich war. Dann werde entschieden, ob diese Dienstleistungen bundesweit angeboten werden können. Es liegt demnach vor allem am Interesse und der Umsetzungsbereitschaft der mittelständischen Betriebe der fünf Modellregionen, ob auch die Betriebe in den anderen Regionen in den Genuss dieser Hilfe kommen werden. Der Fachkräftemangel zumindest wird alle treffen.

(BA / ml)