Die deutsche Videospiel-Branche schrumpfte 2009 leicht: Die Konsumenten gaben für Spielesoftware und Online-Games lediglich 1,8 Milliarden Euro aus, 2,4 % weniger als 2008. Das zeigt eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) anlässlich der Branchenmesse Gamescom 2010 in Köln. Das Bemerkenswerte an diesem Rückgang: Es ist für die Spieleindustrie der erste seit sieben Jahren und Bestandteil eines europaweiten Branchentrends. Für das laufende Jahr ist laut Studie eine minimale Erlössteigerung um 0,4 % auf knapp 1,81 Milliarden Euro zu erwarten – und das weitgehend dank der steigenden Beliebtheit von Onlinespielen.
Viele Konsumenten übten sich 2009 in Zurückhaltung und Spielehersteller brachten aufgrund des schwierigen Marktumfelds weniger neue Titel auf den Markt, begründet Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC, die Entwicklung.
Auch für 2011 erwartet PwC lediglich ein Wachstum von 1,5 %, bevor ab 2012 wieder Wachstumsraten von mehr als 5 % erreicht werden können. Damit rangiert Deutschland beim Spiele-Umsatz nach wie vor hinter Großbritannien und Frankreich. Zumindest mittelfristig dürfte dieser Abstand sogar noch wachsen, vermuten die PwC-Experten. Bis 2014 prognostizieren sie für Deutschland ein jährliches Plus von 5,4 %.
Die stärksten Umsatzzuwächse verbucht die deutsche Spieleindustrie laut Studie in den kommenden Jahren im mobilen Internet. Gefördert wird die Entwicklung unter anderem durch die hohe Abdeckung mit Breitbandzugängen und die Popularität sozialer Netzwerke wie Facebook und Co. Lagen die Erlöse aus Abogebühren und Microtransaktionen mit Onlinespielen 2009 in Deutschland bei 203 Millionen Euro könnten diese bis 2014 um durchschnittlich 11,2 % auf knapp 330 Millionen Euro steigen, vermuten die Marktkenner. Spiele für mobile Endgeräte (Smartphones oder Tablets wie das iPad) würden im Jahr 2014 dann voraussichtlich 80 Millionen Euro zum Gesamtumsatz in Deutschland beitragen. Dies entspräche einem Zuwachs von durchschnittlich rund 20 % pro Jahr.
Das Internet hat für die Spieleindustrie eine sehr hohe Bedeutung. Da ist sich Ballhaus sicher. Besonders interessant seien aber sogenannte free-to-play-Geschäftsmodelle wie das von Farmville, bei denen das eigentliche Spiel kostenfrei ist, man seinen Spielspaß aber durch Zukauf von Gegenständen oder Ausrüstungen steigern kann. Gesteigert wird das Vergnügen bei vielen dieser Spiele durch die Kooperation mit Freunden, vorausgesetzt das Spiel findet – wie bei Farmville – in sozialen Netzwerken statt.
Trotz der zunehmenden Bedeutung plattformunabhängiger Online-Spiele bleiben Konsolenspiele laut Studie auf absehbare Zeit der wichtigste Umsatzträger für die Branche. Im laufenden Jahr werden Konsumenten in Deutschland für Spiele auf der Xbox, Playstation und Wii sowie deren mobilen Derivaten voraussichtlich lediglich 1,13 Milliarden Euro ausgeben, 2,2 % weniger als 2009.
Unter anderem rückgängige Preise für Konsolenspiele bremsen im laufenden Jahr das Wachstum. „Für einen Umsatzschub dürften aber neue interaktive Steuerungselemente beispielsweise Kinect für die Xbox 360 und Move für die Play Station 3 sorgen. Nintendo hatte hier mit seiner Wii bereits vor einigen Jahren bei der Bewegungssteuerung Pionierarbeit geleistet“, kommentiert Ballhaus die Entwicklung. Bis 2014 rechnet PwC mit einem Umsatzanstieg bei Konsolenspielen um durchschnittlich 6,6 % auf 1,45 Milliarden Euro.
PC-Spiele sind dagegen die einzige Kategorie des Spielemarktes, die im Prognosezeitraum schrumpft. Eine Ausnahme könnte das Jahr 2010 sein, wenn der Markt dank steigender Preise für die Spiele tatsächlich um 3,9 % wachsen sollte. Bis 2014 erwartet PwC einen durchschnittlichen Rückgang von 3,6 % pro Jahr auf 371 Millionen Euro.
Die Studie German Entertainment and Media Outlook: 2010 – 2014 kann kostenpflichtig hier bei PwC bezogen werden.