Der Aufschwung verlor im August – verglichen mit dem Juli – zwar an Tempo, trotzdem expandierte die deutsche Industrie kräftig weiter. Das lässt sich am aktuellen saisonbereinigten Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) ablesen, der innerhalb eines Monats um drei Punkte auf 58,2 Punkte sank und damit tiefer notierte als in den zurückliegenden fünf Monaten. Der Langzeitdurchschnitt von 51,9 Punkten wurde jedoch abermals übertroffen.
Zurückzuführen war die Abkühlung auf die niedrigeren Zuwächse bei Produktion und Auftragseingang. Die 14. Produktionssteigerung in Folge war im August (60,5) im historischen Vergleich zwar weiter hoch; gegenüber Juli (63,6) fiel sie jedoch deutlich kleiner aus. Bei den Auftragseingängen mussten sowohl Global Player als auch kleine und mittlere Unternehmen mit 57,6 Punkten (Juli: 63,2) empfindliche Einbußen hinnehmen. Unterm Strich verbuchten die Branchenakteure hier das niedrigste Plus seit Dezember 2009, hauptsächlich wegen der nachlassenden Exportnachfrage nach deutschen Industrieerzeugnissen.
Die Auslandsbestellungen schwächten sich den fünften Monat in Folge ab, so dass der entsprechende Teilindex mit 54,3 Punkten (Juli: 56,1) auf den tiefsten Stand seit Januar 2010 fiel. „Alles in allem war der Gesamtauftragszuwachs jedoch nach wie vor überdurchschnittlich stark. Deshalb besteht angesichts der robusten Konjunktur auch kein Anlass zur Sorge“, glaubt jedoch BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Holger Hildebrandt.
Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirt der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), sieht nach einer ersten Bewertung der jüngsten EMI-Zahlen ebenfalls keinen Grund für Pessimismus: „Zwar bestimmten im August dunkle Regenwolken das Wetter. In der deutschen Industrie schien jedoch weiter die Sonne, auch wenn die Intensität im Vergleich zum Vormonat etwas nachließ. Im historischen Vergleich war der 14. Produktionsanstieg aber immer noch außergewöhnlich hoch.“ Die gute Wettbewerbsposition der deutschen Unternehmen dürfte seiner Meinung nach ausreichen, um einem Rückfall in die Rezession entgehen zu können.
Die Auftragsbestände stiegen im August (57,2) nach Angaben der BME-Experten nicht mehr so zügig wie in den vergangenen sechs Monaten, was auf die weniger gut gefüllten Auftragsbücher der Unternehmen zurückzuführen sei. Die Firmen, bei denen die Auftragspolster zunahmen, begründeten dies, laut BME, vor allem mit Kapazitätsengpässen, aber auch mit Lieferverzögerungen bei Vormaterialien. Um einen übermäßigen Anstieg der Auftragsbestände zu verhindern, wurde die Nachfrage bei vielen Unternehmen direkt aus den Fertigwarenlagern bedient. Folglich sanken die Bestände an Fertigwaren zum dritten Mal hintereinander und mit der höchsten Rate seit Februar.
Im Zuge der anhaltenden Kapazitätsauslastung stockten die Betriebe ihre Belegschaften im August (54,0 Punkte) weiter auf. Trotz der leichten Verlangsamung gegenüber Juli (54,5) kam es zum zweitstärksten Job-Aufbau seit Mai 2008.
Dem verringerten Auftragsplus entsprechend wurde die Einkaufsmenge im August (58,3 Punkte nach 60,4 Punkten im Juli) weniger stark ausgeweitet als in den vergangenen sechs Monaten. Insgesamt war die Steigerungsrate wegen der guten Kapazitätsauslastung jedoch weiter hoch. Die durchschnittlichen Lieferzeiten verlängerten sich den 13. Monat in Folge und auch erneut in erheblichem Ausmaß. Um sich dagegen zu wappnen, bauten die Unternehmen ihre Vormateriallager zwar gezielt auf, das Plus fiel insgesamt jedoch niedrig aus.
Der Preisauftrieb hat sich binnen Monatsfrist spürbar abgeschwächt. Der entsprechende Teilindex wies mit 62,2 Punkten die niedrigste Inflationsrate seit Januar dieses Jahres aus. Folglich wurden auch die Verkaufspreise (52,2) weniger stark angehoben als in den zurückliegenden vier Monaten.
Der Markit/BME Einkaufsmanager-Index (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland und erscheint unter der Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik. Er beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern aus der verarbeitenden Industrie in Deutschland.