Der rasante Anstieg des Geschäftsklimas im Mittelstand scheint – vorerst zumindest – einer Stagnation zu weichen. Das legen die aktuellen Zahlen aus dem gemeinsam von der KfW Bankengruppe und dem ifo Institut herausgegebenen Mittelstandsbarometers nahe. Nach dem Raketen-Juni folgte ein Stand-by-August, der keinen weiteren Anstieg mehr brachte, aber das gute Vormonatsniveau von 21,0 Saldenpunkten wenigsten halten konnte.
Dieser Stillstand ist allerdings das Ergebnis zweier gegenläufiger, durchaus dynamischer Effekte: Während der Mittelstand die aktuelle Lage im August erneut als besser beurteilte (Anstieg um 1,7 Zähler auf 25,4 Saldenpunkte), sanken die Erwartungen an künftige Geschäfte um 1,8 Zähler auf 16,2 Saldenpunkte.
Nach Ansicht der KfW-Experten deutet dies zwar auf eine vorstehende Abkühlung der Konjunktur im Mittelstand hin, Hinweise darauf, dass eine solche Korrektur bereits eingesetzt hätte, lassen sich aber noch nicht finden.
Bei den Großunternehmen stieg das Geschäftsklima nochmals um 1,3 Zähler auf 23,6 Saldenpunkte an. Neben den verbesserten Lageeinschätzungen (+2,7 Zähler auf 25,6 Saldenpunkte) war eine nahezu unveränderte Erwartungshaltung (-0,1 Zähler auf 21,3 Saldenpunkte) ausschlaggebend für das bessere Abschneiden der Großunternehmen. Die im Trend dynamischere Entwicklung des Geschäftsklimas größerer Unternehmen setzte sich also im August fort.
Die Beschäftigungserwartungen verbesserten sich im August bei den mittelständischen Unternehmen geringfügig: um 0,2 Zähler auf 14,8 Saldenpunkte. Der Anstieg bei den Großunternehmen betrug 2,2 Zähler (auf aktuell 17,4 Saldenpunkte).
Die Absatzpreiserwartungen unterscheiden sich je nach Betriebsgröße stark: Während bei den Mittelständlern ein leichter Rückgang um 1,7 Zähler stattfand, verbessern sich die Absatzpreiserwartungen der Großunternehmen um 1,1 Zähler. Allerdings schätzen die mittelständischen Unternehmen ihre Absatzpreisentwicklung immer noch spürbar positiver ein (6,9 Saldenpunkte) als die Großunternehmen (5,0 Saldenpunkte).
Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW lobt: „Entgegen vielen Erwartungen konnte der Mittelstand das sehr gute Ergebnis des Vormonats im August behaupten. Zwar deutet der Rückgang in den mittelständischen Geschäftserwartungen auf eine perspektivische Abkühlung hin, aber der sehr dynamische Impuls aus dem sensationell guten zweiten Quartal wirkt noch spürbar in die zweite Jahreshälfte hinein.“ Er warnt allerdings, man dürfe bei aller Freude nicht vergessen, dass die Stärke des Aufschwungs zum Teil eine Folge der historischen Tiefe des Einbruchs im Jahr 2009 sei. Vieles deute darauf hin, dass die Erholung ihren Höhepunkt erreicht habe. Trotz Wachstumsprognosen von mittlerweile deutlich mehr als 3,0 % für dieses Jahr werde es noch bis zum Winter 2011/12 dauern, bis der tiefe Einbruch beim Bruttoinlandsprodukt wieder aufgeholt ist.
(KfW / ml)