Eine aktuelle Studie der Managementberatung Kienbaum belegt nun wissenschaftlich, was Personaler großer Unternehmen schon seit Jahren in der Praxis beobachten können: Familienunternehmen sind für Absolventen der Wirtschaftswissenschaften attraktivere Arbeitgeber als Großkonzerne, auch wenn diese in aller Regel höhere Gehälter und umfangreichere Aufstiegschancen bieten. Bei der Umfrage zur Studie gaben 60 % der Noch-Studierenden an, dass sie die Vorteile eines Familienunternehmens schätzen und daher nach ihrem Studium in einem solchen auch arbeiten wollen.
Für die gemeinsam mit dem Großunternehmen Haniel erarbeitete Kienbaum-Studie wurden 286 Studierende befragt. Der Grund für die Attraktivität der Familienunternehmen: Die künftigen Berufseinsteiger schätzen vor allem die flacheren Hierarchien, größeren Gestaltungsspielräumen sowie das Mehr an Menschlichkeit und eine bessere Work-Life-Balance in Familienunternehmen.
Für das Arbeiten in einem Großkonzern sprächen laut Umfrage zwar eine vermeintlich bessere Bezahlung, ein höherer Grad an Internationalität und bessere Karrierechancen. Für die Studierenden überwiegen jedoch die negativen Aspekte der Börsenriesen: Sie verbinden mit einem börsennotierten Großkonzern Merkmale wie Konzerndruck, Anonymität und geringe Entfaltungsmöglichkeiten. „Nur wenige Unternehmen schaffen es, die positiven Aspekte beider Unternehmensformen miteinander in Einklang zu bringen“, bedauert Prof. Dr. Jürgen Kluge, Vorstandvorsitzender von Haniel, nicht ohne Hinweis darauf, dass sein Unternehmen diesen Spagat beherrsche.
Wie die Studie weiter zeigt, legen Berufseinsteiger bei ihrer Arbeitgeberwahl vor allem Wert auf Entwicklungsperspektiven und ein kollegiales Arbeitsumfeld. Für 72 % der Befragten spielen sie eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber. 56 % der Studierenden legen zudem Wert auf eigenverantwortliches Arbeiten und freie Gestaltungsmöglichkeiten. Fast ebenso bedeutend ist die Work-Life-Balance (53 %). Das Image eines Unternehmens und eine charismatische Geschäftsführung spielen bei der Wahl des Arbeitgebers dagegen nur eine untergeordnete Rolle.
„Familienunternehmen werden diesen Anforderungen gerecht“, begründet Erik Bethkenhagen, Geschäftsführer von Kienbaum Communications und Leiter der Kooperationsstudie die Beliebtheit der Familienbetriebe bei den Jungakademikern.
Aus dreizehn zur Wahl gestellten traditionellen Familienunternehmen ging Bosch als Sieger hervor. 48 % der Befragten sehen sie als den attraktivsten Arbeitgeber. Die Unternehmen Henkel und Bertelsmann belegen die Plätze zwei und drei. Darüber hinaus wurden die dreizehn Familienunternehmen hinsichtlich der Kriterien Image, Karrierechancen, Beständigkeit und Corporate Responsibility bewertet. Auch hier setzte sich Bosch als eindeutiger Favorit durch, während Unternehmen wie Tengelmann und Lidl mit einem eher schlechten Image und mangelnden Karrierechancen kämpfen. Als sehr beständig wurden neben Bosch auch Unternehmen wie Aldi und Dr. Oetker bewertet, während Schaeffler und Tengelmann als eher unbeständig wahrgenommen werden.