Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschloss in der heutigen Sitzung, den Leitzins (Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität auf ihren bisherigen Werten (1,00 %, 1,75 % und 0,25 %) zu belassen. Darüber hinaus will die EZB den Banken gegen Sicherheiten auch über 2010 hinaus unbegrenzte Liquidität bieten. Angesichts des Wirtschaftswachstums erhöhte die EZB zudem ihre Konjunkturprognose.
Die EZB-Experten rechnen nun für das laufende Jahr nicht mehr mit einem Wachstum von 1,0 %, wie bisher, sondern mit 1,6 %. Zwar ist laut Notenbankchef Jean-Claude Trichet auch die EZB vom derzeit starken Wachstum überrascht worden, weshalb die Prognose angepasst wurde, aber die Skepsis der EZB-Experten gegenüber der weiteren Entwicklung ist augenscheinlich noch immer groß. Die wichtigsten Gründe sind fallende Frühindikatoren und die erheblich schwächelnde US-Wirtschaft. Für das zweite Halbjahr wird eine Abschwächung des europäischen Aufschwungs erwartet, der in der EU zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen könnte.
Nach der Pressekonferenz am heutigen Nachmittag verstärkte sich im Finanzmarkt der Eindruck, dass noch für längere Zeit mit keiner Anhebung der Tiefstzinssätze durch die EZB zu rechnen ist.