Für die Mehrheit der börsennotierten Gesellschaften hat sich die wirtschaftliche Lage seit Beginn des Jahres weiter verbessert, fand die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Deutschen Investor Relations Verbands (DIRK) mit Hilfe einer Umfrage heraus. Auch den nächsten sechs Monaten sehen die Unternehmen optimistisch entgegen. Das besonders Erfreuliche: Die Unternehmen sehen mittlerweile im effizienten Umgang mit Ressourcen die wichtigste Voraussetzung für eine langfristige Wertentwicklung. Nachhaltigkeit hat sich damit vom ehemaligen Lippenbekenntnis und Imagemäntelchen zu einem echten Anliegen der Konzerne gemausert.
840 Investor-Relations-Abteilungen deutscher, österreichischer, Schweizer und erstmals auch britischer Unternehmen wurden von den Nürnberger GfK-Meinungsforschern für das halbjährliche DIRK-Stimmungsbarometer befragt.
Das aktuelle Ergebnis gibt Anlass zur Freude: Die wirtschaftliche Lage der Unternehmen in Deutschland hat sich seit Beginn des Jahres weiter verbessert. Aktuell liegt der Indikator nach erwarteten 50 Punkten in der Januarbefragung mit 69 Punkten zum dritten Mal in Folge im positiven Bereich. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Befragung im Jahr 2005. Auch im deutschsprachigen Ausland und in Großbritannien hat sich die wirtschaftliche Lage der Unternehmen deutlich verbessert. Für jeweils 61 % der österreichischen und britischen IR-Manager sowie 68 % der schweizerischen IR-Manager ging das Konjunkturbarometer nach oben.
Mit Blick auf die kommenden sechs Monate sehen die Unternehmen in Deutschland das Wachstumspotenzial weiter auf einem hohen Niveau. Der Indikator zur Einschätzung der zukünftigen Lage hat sich mit 50 Punkten im Vergleich zur letzten Befragung nicht verändert.
Im Branchenvergleich sind es vor allem Finanzdienstleister, Banken, Technologie- und Pharmaunternehmen in Deutschland, die damit rechnen, dass sich ihre wirtschaftliche Lage in den kommenden sechs Monaten verbessern wird oder gleich bleibt. Neun von zehn Unternehmen in Österreich, der Schweiz und Großbritannien teilen diesen Optimismus.
Neu ist die enorme Bedeutung nachhaltigen Wirtschaftens für die Rolle der Unternehmen. Die Mehrheit der Befragten sieht sich zum einen in der Verantwortung gegenüber allen wirtschaftlichen Interessengruppen und zum anderen in einer Verpflichtungsrolle gegenüber der Allgemeinheit. Gleichbedeutend mit diesen Kriterien wird der bewusste Umgang mit Nachhaltigkeit als imagebildender Faktor gesehen. Als vierten Grund, warum sich dem Thema Nachhaltigkeit angenommen wird, definieren die Unternehmen Vorteile gegenüber dem Wettbewerb. Zwei Drittel der Befragten in Großbritannien misst diesem Aspekt Bedeutung zu. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist es jeweils ein Drittel der Befragten.
Zwei weitere Kriterien, warum Unternehmen nachhaltig agieren, sind Listing und Rating. Über 30 % der deutschen und österreichischen und 20 % der Schweizer und britischen Unternehmen sehen ihr eigenes nachhaltiges Handeln als Eintrittskarte, um „ökologisch wertvoll“ gelistet zu werden. Für drei von zehn britischen und zwei von zehn deutschen, österreichischen und Schweizer IR-Managern ist Sustainability relevant, um ein entsprechendes Rating zu erhalten. In Deutschland ist Nachhaltigkeit als Rating-Faktor für Blue Chips wichtiger (48 %) als für Unternehmen anderer Indizes (unter 25 %).
Fragt man die Unternehmen nach den Themenbereichen, die sie unmittelbar mit Nachhaltigkeit verbinden, zeigt sich folgendes Bild: Länderübergreifend ist für die Mehrheit der IR-Manager die Komponente Energieeffizienz am bedeutsamsten – außer in Großbritannien. Hier wird den Mitarbeitern eine noch größere Bedeutung beispielsweise im betrieblichen Gesundheitsmanagement zugesprochen. Weitere relevante Themen sind der Klimaschutz (dazu zählt die Messung der CO2-Emissionen), umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen sowie das soziale Engagement (dazu zählt die Unterstützung von Projekten zur Ressourcenschonung). Innerhalb der Themenschwerpunkte Energieeffizienz und Klimaschutz sehen überdurchschnittlich viel Automobil- und Transportunternehmen ein Verpflichtungsversprechen per Geschäftsdefinition.
Der Geschäftsbericht und die Website sind länderübergreifend die am häufigsten genutzten Kommunikationsmittel, um über Nachhaltigkeit zu berichten. Eine gängige Variante ist mittlerweile auch die Erstellung eines eigenständigen Nachhaltigkeitsberichts. Für jedes dritte Unternehmen in Deutschland und die Mehrheit der Unternehmen in Österreich, Großbritannien und der Schweiz gehört diese Publikation zur Pflicht. DAX-Unternehmen veröffentlichen im Vergleich zu Unternehmen anderer deutscher Indizes überdurchschnittlich oft den Nachhaltigkeitsbericht, geben Informationen auf der Website oder informieren bei Roadshows, Konferenzen oder Präsentationen. Damit nutzen die Blue Chips verschiedene Kanäle gleichzeitig und intensiver. Dagegen berichten MDAX- und TecDAX-Unternehmen verstärkter im Geschäftsbericht über Nachhaltigkeit.
Für acht von zehn IR-Managern in Großbritannien und sechs von zehn IR-Managern in Österreich ist Nachhaltigkeit aktuell ein wichtiger bis sehr wichtiger Bestandteil der eigenen Arbeit. In Deutschland und der Schweiz hat das Thema im Ländervergleich die geringste Bedeutung: Für zwei Drittel der IR-Manager ist es weniger bis gar nicht wichtig. Dass Nachhaltigkeit in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird, glaubt länderübergreifend mindestens jeder dritte IR-Manager. Und Unternehmen lassen Taten folgen. Mehr als die Hälfte der Befragten aller Länder hat verbindliche Standards für Nachhaltigkeit festgelegt oder wird dies innerhalb der nächsten zwölf Monate tun. Die Briten sind hierbei absoluter Spitzenreiter: Für acht von zehn Unternehmen gehört das Thema zur Tagesordnung oder wird demnächst implementiert. (DIRK/ml)