Der Mittelstand hat nach Meinung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform die Rezession überwunden. Die ermittelten Stimmungsindikatoren liegen wieder im Bereich der Vorkrisenwerte und teilweise sogar darüber, berichtet das Unternehmen. 48,0 % der gut 4000 befragten Unternehmen antworteten auf die Frage nach der aktuellen Geschäftslage mit gut oder sehr gut. Im vergangenen Herbst hatte sich nur jeder Dritte (32,8 %) positiv geäußert. Lediglich 4,7 % der mittelständischen Unternehmen sind derzeit mit der Geschäftslage unzufrieden. Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen der Geschäftslage liegt dem entsprechend aktuell bei 43,3 Saldenpunkten und damit 21,5 Punkte über dem Vorjahresniveau (21,8).
Sowohl die Auftragseingänge als auch die Umsatz- und Ertragszahlen liegen im Mittelstand deutlich über den Vorjahreswerten: So berichten 40,6 % der Unternehmen von einem gestiegenen Auftragsvolumen (Vorjahr: 21,1 %), nur noch jeder Siebte (14,8 %; Vorjahr: 36,5 %) verbuchte einen Rückgang der Auftragseingänge. Die Umsatzentwicklung folgt der verbesserten Auftragslage: 42,2 % der mittelständischen Unternehmen steigerten ihren Umsatz (Vorjahr: 25,2 %), knapp ein Sechstel der Befragten (16,0 %; Vorjahr: 37,1 %) musste ein Minus hinnehmen. Dabei ziehen die Umsätze in allen vier Hauptwirtschaftsbereichen kräftig an. Im Verarbeitenden Gewerbe melden 45,7 % der Unternehmen einen Umsatzanstieg (Vorjahr: 19,3 %), im Bau sind es 44,6 % (Vorjahr: 28,3 %), im Dienstleistungssektor 41,7 % (Vorjahr: 27,2 %) und im Handel 37,2 % (Vorjahr: 25,8 %).
Der Mittelstand hat laut Creditreform auch einen wesentlichen Anteil am Rückgang der Arbeitslosenzahlen in Deutschland. So haben 30,5 % der Unternehmen im Verlauf der zurückliegenden sechs Monate ihre Mitarbeiterzahl erhöht. Nur jeder Zehnte (10,4 %) musste Personal abbauen. Für die Zukunft planen die mittelständischen Unternehmen deshalb großzügig: 17,3 % der Betriebe suchen zusätzliches Personal, nur 6,9 % der Befragten wollen abbauen. Zuwächse beim Personal plant vor allem das Dienstleistungsgewerbe: 22,6 % der Unternehmen aus diesem Sektor haben weiteren Arbeitskräftebedarf.
Die Umsatzerwartungen der mittelständischen Firmen für die kommenden sechs Monate sind so optimistisch wie lange nicht mehr. Jeder Dritte (32,7 %; Vorjahr: 20,7 %) rechnet mit einem Umsatzzuwachs. Rückgänge beim Umsatz befürchten nur 10 % der Befragten (Vorjahr: 25,2 %). Besonders optimistisch in ihren Umsatzerwartungen sind die Wirtschaftszweige EDV (53,4 %), Maschinenbau (45,4 %) sowie Nahrungs- und Genussmittel (41,0 %).
Die guten Geschäftsaussichten lassen die Investitionsbereitschaft der mittelständischen Betriebe deutlich ansteigen. 47,4 % der Befragten planen in den kommenden Monaten ein Investitionsvorhaben (Vorjahr: 40,9 %). Grund ist u. a. der Abbau des krisenbedingt angestauten Investitionsbedarfs: So fließt ein Großteil des Investitionsbudgets in Ersatzinvestitionen (61,5 % der investitionsbereiten Unternehmen; Vorjahr: 56,1 %).
Die Erträge im Mittelstand haben sich ebenfalls deutlich erholt. Jeder Dritte (32,6 %; Vorjahr: 20,5 Prozent) verbuchte einen Gewinnanstieg. Verschlechterungen traten nur bei 22,6 % der Befragten auf (Vorjahr: 42,7 %).
Entsprechend hat sich auch das Zahlungsverhalten der Kunden gebessert. Weniger Unternehmen als im vergangenen Jahr berichten über hohe Forderungsverluste. Nur noch jeder Zehnte (10,1 %; Vorjahr: 12,9 %) verbuchte Ausfälle in einer Größenordnung von mehr als 1 % des Gesamtumsatzes. Insgesamt melden 72,0 % der Mittelständler den Forderungseingang innerhalb der üblichen Frist von bis zu 30 Tagen (Vorjahr: 70,9 %).
Unter Finanzierungsrestriktionen leiden derzeit vor allem schwach kapitalisierte Unternehmen. Jeder Vierte (24,6 %) aus dieser Gruppe musste sein Investitionsvorhaben aufgrund von Finanzierungsproblemen aufgeben. Gut mit Eigenkapital ausgestattete Firmen waren deutlich weniger von Finanzierungsengpässen betroffen (4,8 %).
Die den genannten Werten zugrundeliegende Studie Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand – Herbst 2010 mit einer Vielzahl weiterer Umfrageergebnisse steht als kostenloser Download im Internet bereit.
(Creditreform / ml)