Die Idee ist genial und Teil vieler Zukunftskonzepte: Die Akkus von Elektrofahrzeugen sollen nicht nur Strom zum Fahren aus dem Stromnetz zapfen, sondern immer dann wieder an das Netz zurückgeben, wenn das Fahrzeug parkt und im Stromnetz zu wenig erneuerbarer Strom zur Verfügung steht. Diese Rückspeisung darf allerdings die Mobilität nicht gefährden, denn die Kapazität der Akkus ist ohnehin die Achillesferse der Elektrofahrzeuge. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) will das Prinzip deshalb jetzt mit einem Elektro-Meriva von Opel in einem sogenannten Smart Home einem Praxistest unterziehen.
Smart Homes sind hochvernetzte Wohnhäuser, in denen durch die Vernetzung der Haushaltsgeräte nicht nur mehr Komfort durch Automatisierung und Fernbedienbarkeit erreicht werden soll, sondern auch eine möglichst hohe Energieeffizienz. Das KIT baut auf seinem Universitätsgelände gerade ein solches Smart Home zum Austesten diverser neuer Technologien. Voraussichtlich Ende Oktober soll es eröffnet werden. Ausgestattet mit typischen Haushaltsgeräten wie Waschmaschine, Spülmaschine und Kühlschrank wird das Hightech-Gebäude die ideale Teststation für den Haushalt der Zukunft sein. Als Stromerzeuger dienen eine Photovoltaikanlage sowie eine Mikro-Kraft-Wärme-Kopplungsanlage.
Eine Ladestation des Gebäudes kann Elektrofahrzeuge als Speicher und Verbraucher einbinden. Die Batterie eines eingebundenen Fahrzeugs kann in Niedriglastzeiten überschüssigen Strom aufnehmen und diesen in Hochlastzeiten ins Netz zurückspeisen. So lassen sich Lastspitzen ausgleichen und regenerative Energien aus schwankenden Quellen in das Energiesystem integrieren. Für den Test hat nun der Autohersteller Opel dem KIT sein erstes Elektroautomobil, einen Elektro-Meriva, zur Verfügung gestellt.
Der neue Elektro-Meriva, der im Smart Home des KIT zum Einsatz kommt, verfügt über eine Steuerelektronik, die Strom-Tanken in besonders kurzer Zeit sowohl mit 230-Volt-Haushaltsstrom als auch mit 400-Volt-Drehstrom zulässt. Das System ist so ausgelegt, dass es sich in ein intelligentes Stromnetz (Smart Grid) einfügt und die Batterie immer dann auflädt, wenn Strom aus regenerativer Produktion, beispielsweise Wind- oder Sonnenenergie, besonders günstig ist. Umgekehrt kann das Auto mittels einer bidirektionalen Ladetechnologie in Hochlastzeiten Strom ins Netz zurückspeisen, wenn es gerade nicht genutzt wird.
„Nun können wir in interdisziplinärer Kooperation am KIT die Chancen und Herausforderungen der Einbindung von Elektrofahrzeugen in das Energiesystem in Verbindung mit unserem Smart Home am realen Objekt untersuchen. Besonders die Möglichkeit der Stromlieferung aus dem Fahrzeug ins Netz ist ein Alleinstellungsmerkmal, das kein anderes Elektrofahrzeug derzeit bietet“, freut sich Professor Hartmut Schmeck, Sprecher des Projekts am KIT. Mit dem neuen Elektro-Meriva lasse sich zudem das Laden mit hohen Strömen in weniger als einer Stunde erproben, ergänzt Opel-Entwicklungschefin Rita Forst. „Der Elektro-Meriva sieht zwar aus wie das Serienauto, ist aber ein reines Forschungs-Mobil, bei dem die Reichweitenoptimierung nicht primäres Entwicklungsziel ist.“ Vielmehr gehe es darum, durch praxisgerechte und nutzerfreundliche Anwendungen die Akzeptanz der Elektromobilität zu steigern.